Panorama 2023/2024

Geburts­tagsfest in der Kleinen Dreistadt – Rahmel feiert sein 800. Stadt­ju­biläum
(Magdalena Pasewicz-Rybacka, 3/2024, S. 7f.)

Westpreußen-Medaille 2024
(Ursula Enke, 3/2024, S. 6f.) 

Eine Botschaft von Conrad Stein­brecht – Zeitkapsel im Marien­burger Alten Rathaus entdeckt
(WP-Redaktion, 2/2024, S. 8f.)

Eine faszi­nie­rende Reise mit der Zeitma­schine. Thorn – am 20. April 1924
(Zuzanna Foss, 2/2024, S. 6f.)

Endlich in ruhigerem Fahrwasser. Das Westpreu­ßische Landes­museum in Warendorf erhält eine kommis­sa­rische Leitung
(WP-Redaktion, 1/2024, S. 5)

Westpreu­ßi­scher Kultur­preis 2023
(DW-Redaktion, 4/2023, S. 6)

Ein neues Kapitel in der Geschichte der Haffu­ferbahn
(Magdalena Pasewicz-Rybacka, 3/2023, S. 6f.)

„Leiden­schaft­liches Engagement“ – Zwei Gemälde von Anna Marie Schwanitz stehen am Anfang einer Spuren­suche
(Alexander Klein­schrodt, 2/2023, S. 7ff.)

Geburts­tagsball für eine schon ältere Dame
(Magdalena Sacha, 1/2023, S. 5)


Notizen aus …

Regel­mäßig berichten Korre­spon­den­tinnen und Korre­spon­denten aus der Dreistadt und den größeren Städten – neben Danzig, Zoppot und Gdingen werden dabei Elbing, Marienburg, Graudenz, Thorn und Bromberg berück­sichtigt. Die „Notizen“ infor­mieren somit in bunter Folge und breit gestreut über aktuelle Vorgänge in der Region.

Notizen aus …

… der Dreistadt

»In der Tiefe« Dem Dirschauer Centrum Konser­wacji Wraków Statków [Zentrum für die Konser­vierung von Schiffs­wracks] (CKWS) wurde ein merkwür­diges Objekt übergeben, das den Namen Meduza II trägt. Es soll in einer Ausstellung mit dem Titel »In der Tiefe« im »Natio­nalen Maritimen Museum« von Danzig gezeigt werden. Bei diesem Objekt handelt sich um eine Taucher­kabine aus dem Jahre 1968. Sie wurde vornehmlich von dem Taucher, Wissen­schaftler, Erfinder und Vorläufer des Sätti­gungs­tau­chens Antoni Dębski entwi­ckelt, hat eine Länge von fünf sowie eine Höhe von drei Metern und wiegt gut drei Tonnen. Sie war für Tauch­gänge bis zu einer Tiefe von 50 Metern ausgelegt, bot bis zu drei Personen Platz und verfügte über eine Toilette. Verbunden war sie mit einem Mutter­schiff, das die Kapsel über Schläuche mit Sauer­stoff, elektri­scher Energie und sogar einem Telefon versorgte.

Im Jahre 1968 verbrachte der Konstrukteur gemeinsam mit Jerzy Kuliński und Bogdan Bełdowski sieben Tage auf einer Tiefe von 26 Metern in der Meduza II. Nach diesem erfolg­reichen Test in der Danziger Bucht wurde die Kabine bis zum Jahre 1975 für geolo­gische Probe­boh­rungen einge­setzt, kam in dieser Zeit aber auch bei Bauar­beiten am neuen Danziger Hafen wie auch bei archäo­lo­gi­schen Unter­su­chungen des schwe­di­schen Wracks Solen zum Einsatz, das 1627 in der Seeschlacht von Oliva unter­ge­gangen war.

Rückkehr nach Danzig Nachdem sie dem Schicksal entgangen waren, zugunsten der Kriegs­wirt­schaft einge­schmolzen zu werden, und auf einem der Glocken­friedhöfe aufge­funden worden waren, hatten drei ursprünglich aus Danzig stammende Glocken mehr als 50 Jahre lang in einer Lübecker Kirche geläutet. Nach der Entweihung dieses Gottes­hauses waren sie dann während der letzten Jahre im Haus Hanse­stadt Danzig ausge­stellt. Da die Union Evange­li­scher Kirchen in der UEK eine Initiative aus der Lübecker und Danziger Zivil­ge­sell­schaft aufge­nommen und der Rückkehr der Glocken zu ihren ursprüng­lichen Kirchen zugestimmt hatte, wurden sie in einer Feier­stunde am 15. Mai in Lübeck verab­schiedet, am nachfol­genden Tage verladen und dann nach Danzig gebracht.

Im Rahmen der Hansetage wurden sie dort am 16. Juni offiziell durch den Leitenden Geist­lichen der Bremi­schen Evange­li­schen Kirche, Pastor Dr. Bernd Kusch­nerus, übergeben und werden, wie der Sprecher des Danziger Museums, Andrzej Gierszewski, bekanntgab, nach einer Restau­rie­rungs­phase nun Gläubige in Danzig zum Gebet rufen. Die große, 580 kg schwere Glocke, die früher im Danziger Umland erklungen war, soll in der Marien­kirche aufge­hängt werden, während die beiden kleineren Glocken, die 47 bzw. 110 kg wiegen, in die heute wieder katho­lische Corpus-Christi-Kirche zurück­kehren: Dort war in den 1520er Jahren zum ersten Male in Danzig evange­lisch gepredigt worden.

Ausbeutung des Meeresbodens­ Die Firma Gaz-System spielt in der polni­schen Wirtschaft eine strate­gisch wichtige Rolle. Das Unter­nehmen ist für den Erdgas­transport zuständig, betreibt die wichtigsten Gaspipe­lines in Polen sowie die Unterwasser-Gasleitung Baltic Pipe und kontrol­liert das LNG-Terminal in Swine­münde. Das Unter­nehmen hat nun mit der dänischen Rambøll Group, einer inter­na­tional agierenden Ingenieur‑, Architektur- und Manage­ment­be­ratung, einen Vertrag unter­zeichnet, der die Explo­ration des Meeres­bodens in der Danziger Bucht betrifft. Mit den Unter­su­chungen hat das Forschungs­schiff Amber Cecilia inzwi­schen bereits begonnen. Auf diesem Wege sollen die Möglich­keiten geprüft werden, seeseitige Gasla­ger­stätten zu entdecken, Förder­an­lagen zu errichten und in das polnische Versor­gungsnetz zu integrieren. 

Peter Neumann

… Marienburg

Tiefgreifend renoviert Der Bahnhof von Simonsdorf (Szymankowo) ist im Rahmen eines von der EU geför­derten Inves­ti­ti­ons­pro­gramms zu »Infra­struktur und Umwelt« grund­legend umgestaltet worden. Er wurde 1906 erbaut und liegt zwischen Marienburg und Dirschau an der Linie № 9 von Warschau nach Danzig. Mit ihm verbindet sich vor allem die schmerz­hafte Erinnerung an das Massaker, das hier unmit­telbar vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verübt wurde: In den frühen Stunden des 1. September 1939 verei­telten polnische Eisen­bahner und Zollbeamte die Weiter­fahrt eines Zuges, in dem sich deutsche Pioniere in polni­schen Uniformen befanden und dem noch ein Panzerzug der Wehrmacht folgte. Die Soldaten sollten handstreich­artig die Dirschauer Weich­sel­brücke besetzen und dadurch vor der Sprengung bewahren. Dieses Vorhaben misslang aber durch die Blockade der Strecke; zudem hatte einer der Bahnmit­ar­beiter die polni­schen Wachen an der Brücke gewarnt. So konnte das Bauwerk von den Polen zerstört werden, während sich die deutschen Soldaten an den Eisen­bahnern und Zöllnern rächten – wobei sie weder deren Frauen noch die Kinder verschonten. In dieser Nacht starben in Simonsdorf 20 Menschen. Ihre Namen bewahrt ein aufwän­diges Ehrenmal bis heute.

Dieses geschichts­trächtige Gebäude – wie die Bahnan­lagen insgesamt – erstrahlt nun wieder in neuem Glanz. Bei der Planung genoss die behin­der­ten­ge­rechte Einrichtung oberste Priorität, gefolgt von ökolo­gi­schen Gesichts­punkten wie der Wärme­dämmung und den Regeln des Denkmal­schutzes. Zudem wurde ein Überwa­chungs­system instal­liert. Die zuvor nur verputzte Fassade erhielt wieder ihr Backstein-Mauerwerk. Auch die Innen­räume mit ihren Holzdecken und ‑täfelungen wurden nach den histo­ri­schen Vorbildern restau­riert. Nach vielen Jahren steht die Anlage den Reisenden nun wieder zur Verfügung und bietet ihnen viele neue Bequem­lich­keiten. Die Halle dient als Warteraum, und sogar an eine Spielecke für Kinder ist gedacht worden. Letztlich erhielt der Bahnhofs­vor­platz neue Parkplätze und Gehwege sowie eine Kiss-and-Ride-Zone und wurde auch gärtne­risch anspre­chend gestaltet. Die Kosten dieser gesamten Maßnahme haben sich auf 14,1 Mio. Złoty belaufen.

Rückkehr nach bald 80 Jahren Die erste Phase der Sicherungs- und Restau­rie­rungs­ar­beiten am Alten Rathaus, die im Rahmen des Regie­rungs­pro­gramms für den Wieder­aufbau von Baudenk­mälern durch­ge­führt werden konnten (und über die WP in № 4/2023 berichtet hatte), sind abgeschlossen worden. Das Dach und der Dachboden sind grund­sa­niert, die Fassade konnte konser­va­to­risch wieder­her­ge­stellt sowie konser­viert werden, und nachdem die Gerüste entfernt wurden, sind die Erfolge dieser Maßnahme für jedermann sichtbar geworden. 

Besondere Aufmerk­samkeit verdient freilich der Brunnen, dessen Rekon­struktion zu der Planung dieser Maßnahme gehört hat. Seit dem Ende des Krieges war er versiegt, und vor allem war die Figur des Armbrust­schützen verschwunden, die dort auf einem Sockel gestanden hatte. Sie war 1926 als Symbol der Marien­burger Schüt­zen­bru­der­schaft aufge­stellt worden – und ist nun endlich wieder zurück­ge­kehrt. Auch der Wasser­an­schluss ist bereits wieder funkti­ons­tüchtig. Bei der aktuellen Skulptur handelt es aller­dings nicht um eine regel­rechte Kopie, sondern nur um eine möglichst getreue Nachbildung aufgrund histo­ri­scher Fotogra­phien, und um poten­zielle Metall­diebe gar nicht erst in Versu­chung zu führen, wurde sie aus Verbund­werk­stoff herge­stellt. Der Beton­sockel hingegen entspricht dem Original.

Marek Dziedzic