Panorama 2023/2024

End­lich in ruhi­ge­rem Fahr­was­ser. Das West­preu­ßi­sche Lan­des­mu­se­um in Waren­dorf erhält eine kom­mis­sa­ri­sche Lei­tung
(WP-Redaktion, 1/2024, S. 5)

West­preu­ßi­scher Kul­tur­preis 2023
(DW-Redaktion, 4/2023), S. 6

Ein neu­es Kapi­tel in der Geschich­te der Haf­fu­fer­bahn
(Mag­da­le­na Pasewicz-Rybacka, 3/2023), S. 6f.

„Lei­den­schaft­li­ches Enga­ge­ment“ – Zwei Gemäl­de von Anna Marie Schwa­nitz ste­hen am Anfang einer Spu­ren­su­che
(Alex­an­der Klein­schrodt, 2/2023), S. 7ff.

Geburts­tags­ball für eine schon älte­re Dame
(Mag­da­le­na Sacha, 1/2023, S. 5)


Notizen aus …

Regel­mä­ßig berich­ten Kor­re­spon­den­tin­nen und Kor­re­spon­den­ten aus der Drei­stadt und den grö­ße­ren Städ­ten – neben Dan­zig, Zop­pot und Gdin­gen wer­den dabei Elb­ing, Mari­en­burg, Grau­denz, Thorn und Brom­berg berück­sich­tigt. Die „Noti­zen“ infor­mie­ren somit in bun­ter Fol­ge und breit gestreut über aktu­el­le Vor­gän­ge in der Region.

Notizen aus …

… der Dreistadt

Avant­gar­dis­ti­sche Kon­zep­te Werf­ten in der Drei­stadt, dar­un­ter ins­be­son­de­re die Gesell­schaft Nep­tun Ship Ser­vice in Gdin­gen und Dan­zig, wer­den sich zukünf­tig einer wei­te­ren, höchst inno­va­to­ri­schen Spar­te des Schiff­baus zuwen­den. Dabei han­delt es sich um Schwer­gut­trans­por­ter, die als Hybrid­schif­fe aus­ge­legt sind und nicht nur mit Treib­stoff, son­dern auch mit Wind­ener­gie ange­trie­ben wer­den. Über lan­ge Zeit haben Inge­nieu­re und Tech­ni­ker an dem Design solch eines Fracht­schiffs gear­bei­tet. Dabei stand das Pro­blem im Mit­tel­punkt, vier rie­si­ge Segel mit einer ent­spre­chend gro­ßen Trag­flä­che zu kon­zi­pie­ren. Die­se Auf­ga­be meis­ter­te das in Paris behei­ma­te­te Ent­wick­lungs­bü­ro AYRO mit Ocean­wings®: 37 m hohe, ver­ti­ka­le Segel mit einer Flä­che von jeweils 363 qm sind voll­au­to­ma­tisch, kön­nen um 360 Grad gedreht wer­den und pas­sen sich dem Wind opti­mal an. Auf die­se Wei­se gelingt es, den durch­schnitt­li­chen jähr­li­chen Brenn­stoff­ver­brauch um 30 % zu sen­ken und zugleich die CO2-Bilanz erheb­lich zu ver­bes­sern. – Von die­sem »Schiff der Zukunft« exis­tiert inzwi­schen bereits ein funk­ti­ons­tüch­ti­ger Pro­to­typ: die 121 m lan­ge und 22 m brei­te Cano­pée, die 2021/22 von der Neptun-Werft in Stet­tin gebaut wor­den ist. Nach der End­aus­rüs­tung und meh­re­ren Test­fahr­ten wur­de sie im Okto­ber 2023 in Bor­deaux getauft. Seit­dem sind bereits regel­mä­ßi­ge Ver­schif­fun­gen von Tei­len der euro­päi­schen Trä­ger­ra­ke­te Aria­ne 6 zum Raum­fahrt­zen­trum Gua­ya­na auf­ge­nom­men worden.

Vol­le Auf­trags­bü­cher Die in der Drei­stadt behei­ma­te­te Werft­in­dus­trie befin­det sich wei­ter­hin im Auf­wind. Schon seit vie­len Jah­ren hat sich die Dan­zi­ger Remon­to­wa Ship­buil­ding S. A. inter­na­tio­nal mit dem Bau und der Über­ho­lung von Fäh­ren und Spe­zi­al­schif­fen für zivi­le und mili­tä­ri­sche Zwe­cke, aber auch von Bohr­in­seln und ver­schie­de­nen Typen von Offshore-Schiffen einen Namen gemacht. Über­dies ist die Werft füh­rend bei der Ent­wick­lung und Instal­la­ti­on von Maß­nah­men und Metho­den zur Ein­spa­rung von Ener­gie im Schiffs­be­trieb, die als Ener­gy Saving Devices (ESD) bezeich­net wer­den. – Gegen­wär­tig ent­steht bei der Remon­to­wa das ers­te von zwei SIGINT-Schiffen für die pol­ni­sche See­streit­macht. Die Abkür­zung steht für Signal Intel­li­gence Ships und bezeich­net Schif­fe, die so weit wie irgend mög­lich Daten über das gesam­te Spek­trum der für die Marine-Aufklärung not­wen­di­gen Infor­ma­tio­nen beschaf­fen. Der Haupt­auf­trag­ge­ber ist die schwe­di­sche Werft SAAB Kock­ums AB in Mal­mö, die die Neu­bau­ten spä­ter­hin aus­rüs­ten und mit Sen­so­ren aus­stat­ten wird. – Zudem befin­det sich eine Fre­gat­te der Miecznik-Klasse in Pro­duk­ti­on, für die im August des letz­ten Jah­res der Stahl geschnit­ten wor­den ist. Sie ist das ers­te von ins­ge­samt drei Schwes­ter­schif­fen, die im Auf­trag der pol­ni­schen Mari­ne nach dem Arrowhead-140-Design von Bab­cock Inter­na­tio­nal gebaut wer­den, und soll als ers­te Ein­heit im Jah­re 2026 vom Sta­pel laufen. 

Aus­flug zur Fri­schen Neh­rung Die Wei­ße Flot­te der Żeglu­ga Gdans­ka (Dan­zi­ger Schiff­fahrt) bie­tet neu­er­dings von Ende Mai bis Ende August einen Tages­aus­flug an, der von Gdin­gen aus bis zum vor ein­ein­halb Jah­ren eröff­ne­ten Durch­stich durch die Fri­sche Neh­rung führt und gemäß dem Pro­gramm Boat & Bike die Mög­lich­keit bie­tet, ein Fahr­rad mit­zu­neh­men. Der Kata­ma­ran Agat legt jeweils sams­tags um 9.00 Uhr ab und erreicht drei Stun­den spä­ter die Schleu­se des Kanals. Dort kön­nen die Pas­sa­gie­re für zwei Stun­den die land­schaft­lich reiz­vol­le Umge­bung zu Fuß oder per Rad erkun­den, bevor um 14.00 Uhr die Rück­fahrt beginnt. Die Tickets kos­ten 250 Zło­ty. Es lässt sich aber auch nur die Hin­fahrt buchen: sofern die Pas­sa­gie­re das Schiff nur bis zur Neh­rung nut­zen und von dort dann mit dem Fahr­rad in die Drei­stadt zurück­fah­ren wollen.

Sommer-Fähre Neben der Weich­sel­que­rung der Natio­nal­stra­ße 7 wird wäh­rend der Tou­ris­mus­sai­son auch wie­der die Fähr­ver­bin­dung auf­ge­nom­men, die im Ver­lauf der Woi­wod­schafts­stra­ße 501 Schie­ven­horst auf der Insel Bohn­sack mit Nickels­wal­de am rech­ten Fluss­ufer ver­bin­det und dadurch die Fahrt­stre­cke von Dan­zig nach Ste­gen, Stutt­hof und auf die Fri­sche Neh­rung deut­lich ver­kürzt. Die geräu­mi­ge Fähr­platt­form ver­fügt über kei­nen eige­nen Antrieb, son­dern wird von einem seit­lich anlie­gen­den Schlep­per über den Fluss bewegt. Sie ver­kehrt halb­stünd­lich, bei ent­spre­chen­dem Bedarf auch häu­fi­ger. Die Fahrt­kos­ten belau­fen sich auf 200 Zło­ty für einen Bus, 25 Zło­ty für ein Auto und fünf Zło­ty für einen Fuß­gän­ger. Die­ser Über­gang geht auf das Jahr 1895 zurück, in dem der Weich­sel­durch­stich vor­ge­nom­men wur­de; und die Idee dazu soll von Kai­ser Wil­helm II. höchst­per­sön­lich ent­wi­ckelt wor­den sein. 

Peter Neu­mann

… Elbing

Neue Hafen­po­li­tik Der Macht­wech­sel in Polen hat zu einer tie­fer­grei­fen­den Ände­rung des Ver­hält­nis­ses zwi­schen dem Elb­in­ger Magis­trat und der Regie­rung in War­schau geführt. So sind die von der PiS-Administration gefass­ten Plä­ne vom Tisch, den Hafen zu ver­staat­li­chen und die Stadt die meis­ten ihrer Antei­le qua­si ver­kau­fen zu las­sen, damit sie die Kos­ten der Hafen­ver­tie­fung und wei­te­rer Inves­ti­tio­nen im Wert von über 100 Mio. Zło­ty tra­gen kann. Statt­des­sen hat sich die Regie­rung von Donald Tusk ver­pflich­tet, ihrer­seits schritt­wei­se in den Hafen zu inves­tie­ren, wäh­rend das Eigen­tums­recht in Hän­den der Stadt­ge­mein­de bleibt. Im Janu­ar unter­zeich­ne­te das Staat­li­che See­amt in Gdin­gen einen Ver­trag über Bag­ger­ar­bei­ten am Elb­ing. Bis­lang ist aber immer noch nicht bekannt, wann mit den Arbei­ten zur Ver­tie­fung des letz­ten, 900 m lan­gen Abschnitts begon­nen wird, über des­sen Aus­füh­rung die vor­he­ri­ge Regie­rung mit dem Magis­trat schon seit lan­ger Zeit im Streit gele­gen hatte.

Ende der Stahl­gie­ße­rei Mit­te Janu­ar hat der Kon­zern GE Power mit­ge­teilt, dass die Gussstahl-Herstellung in Elb­ing nicht fort­ge­führt wird. Die Gie­ße­rei, die schon im 19. Jahr­hun­dert inner­halb der Schichau-Werft bestan­den hat­te und 1948 an der glei­chen Stel­le neu­er­lich in Betrieb genom­men wor­den war, soll bis zum März des kom­men­den Jah­res geschlos­sen wer­den. Die­se Maß­nah­me sei, wie die Zen­tra­le erklär­te, auf­grund der finan­zi­el­len Schief­la­ge, in die der welt­weit bekann­te Kon­zern Gene­ral Elec­tric gera­ten ist, unaus­weich­lich gewor­den. Damit setzt GE Power die Unter­neh­mens­po­li­tik am Stand­ort Elb­ing kon­se­quent fort, denn die Eisen­gie­ße­rei ist hier bereits 2022 auf­ge­ge­ben wor­den. Der Ein­griff in die his­to­risch gewach­se­ne Struk­tur der Elb­in­ger Indus­trie­be­trie­be wird für die meis­ten der ins­ge­samt 170 Men­schen, die in der Stahl­gie­ße­rei beschäf­tigt sind, zum Ver­lust ihres Arbeits­plat­zes füh­ren und zudem auch noch eini­ge wei­te­re Fir­men wirt­schaft­lich beein­träch­ti­gen, die als Zulie­fe­rer oder in der Wei­ter­ver­ar­bei­tung mit­tel­bar von der Schlie­ßung betrof­fen sind. 

Bar­to­sz Skop

… Marienburg

Beschluss einer Erfolgs­ge­schich­te Die Stif­tung Mater Dei hat auf einer Mit­glie­der­ver­samm­lung fei­er­lich das Ende ihrer Akti­vi­tä­ten ver­kün­det. Ihr ist es zu ver­dan­ken, dass die Sta­tue der Madon­na mit Kind nach vie­len Jah­ren 2016 wie­der auf die Mari­en­burg zurück­keh­ren konn­te. Bei sei­nem Rück­blick auf die 16-jährige Tätig­keit der Ver­ei­ni­gung erin­ner­te ihr Prä­si­dent, Ber­nard Jesi­o­now­ski, an die Pro­ble­me, die bei die­sem Vor­ha­ben über­wun­den wer­den muss­ten: Zunächst war es nötig, die Lei­tung des Schloss­mu­se­ums über­haupt von die­sem Gedan­ken zu über­zeu­gen und letzt­lich ihre Zustim­mung zu erlan­gen. Sodann muss­ten Ideen für die Akqui­se von Spen­den und Zuwen­dun­gen ent­wi­ckelt und in Polen wie in Deutsch­land mög­lichst vie­le Men­schen für die­ses Pro­jekt gewon­nen wer­den. Dabei hob Ber­nard Jesi­o­now­ski noch­mals ein­zel­ne Namen von Per­so­nen her­vor, die sich – wie Arka­di­usz Bin­ne­be­sel, Janusz Hoch­leit­ner, Bodo Rück­ert oder Bar­ba­ra Gór­nik – in beson­ders hohem Maße für die Rekon­struk­ti­on der Mari­en­sta­tue ein­ge­setzt haben. Zu nen­nen ist in die­sem Zusam­men­hang auch Bru­no Plat­ter, der dama­li­ge Hoch­meis­ter des Deut­schen Ordens, der – eben­so wie Mit­glie­der des Johan­ni­ter­or­dens – die Bemü­hun­gen nach­drück­lich geför­dert hat. Auf die­se Wei­se ist es der Stif­tung gelun­gen, an Spen­den die respek­ta­blen Beträ­ge von € 15.575,52 und 160.000 Zło­ty zu sam­meln und damit das Wie­der­erste­hen der berühm­ten mit­tel­al­ter­li­chen Groß­skulp­tur mög­lich zu machen. Als Aner­ken­nung die­ses grenz­über­schrei­ten­den zivil­ge­sell­schaft­li­chen Enga­ge­ments hat die Stif­tung Mater Dei im Jah­re 2016 die höchs­te Ehrung der Kom­mu­ne, die Aus­zeich­nung „für Ver­diens­te um die Stadt Mari­en­burg“ erhalten.

Fusi­on Das Regio­na­le Staats­ar­chiv in Mari­en­burg hat am 1. März sei­ne Eigen­stän­dig­keit ver­lo­ren und ist seit­dem dem Staats­ar­chiv in Dan­zig zuge­ord­net. Die bis­he­ri­gen Arbei­ten des Mari­en­bur­ger Archivs wer­den aller­dings – zumin­dest mit­tel­fris­tig – wei­ter­ge­führt. Dies bestä­tig­te Mał­gorza­ta Janusz, die zum 1. August 2023 zur Direk­to­rin des Staats­ar­chivs in Dan­zig beru­fen wor­den war und zuvor seit 1997 selbst das­je­ni­ge in Mari­en­burg gelei­tet hat­te. – Das »Staats­ar­chiv Mari­en­burg« hat die­sen Namen erst seit dem 1. Janu­ar 2018 getra­gen, denn von sei­ner Ein­rich­tung im März 1952 an hieß es bis dahin »Staats­ar­chiv Elb­ing mit Sitz in Mari­en­burg«. Es ist in eini­gen Erdgeschoss- und Kel­ler­räu­men des Großmeister­palastes unter­ge­bracht, ver­mag als Mie­te­rin nicht unmit­tel­bar über den Zustand oder die tech­ni­sche Aus­stat­tung der Räum­lich­kei­ten zu ent­schei­den und hat bei wach­sen­dem Platz­be­darf kaum noch Chan­cen zu expan­die­ren. So sind bereits jetzt Mate­ria­li­en in die Maga­zi­ne des Dan­zi­ger Archivs aus­ge­la­gert wor­den. Über die­se pre­kä­re Raum­si­tua­ti­on hin­aus ist auch das Grö­ßen­ver­hält­nis zwi­schen den bei­den Ein­rich­tun­gen zu beden­ken, denn Mari­en­burg ist eines der kleins­ten Archi­ve im gesam­ten natio­na­len Netz­werk die­ser Insti­tu­tio­nen. Dort befan­den sich zum Zeit­punkt der Fusi­on 2.394 Regal­me­ter und 149.574 Archiv­ein­hei­ten, wäh­rend das Staats­ar­chiv Dan­zig an die­sem Tag über 10.500 lfd. m und 904.859 maga­zi­nier­te Ein­hei­ten ver­fügt hat. Unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen erscheint der Plan, zwi­schen Mari­en­burg und Dan­zig so weit wie mög­lich infra­struk­tu­rel­le, per­so­nel­le und admi­nis­tra­ti­ve Syn­er­gien zu erzeu­gen, in hohem Maße plau­si­bel zu sein. 

Marek Dzied­zic