»Eine ganz andere Klientel im Haus als sonst« – Seit April 2024 leitet Martin Koschny kommissarisch das Westpreußische Landesmuseum
(Die Fragen im Interview mit Martin Koschny stellte Alexander Kleinschrodt, 2/2025, S. 6f.)
Begegnung mit dem Danziger Auerochsen. Die früheren Wehranlagen laden zu erholsamen Spaziergängen ein
(Ursula Enke, 2/2025, S. 8ff.)
Der Lech-Wałęsa-Flughafen Danzig. Eine Gratulation zum 50-jährigen Bestehen
(Peter Neumann, 4/2024, S. 5)
Geburtstagsfest in der Kleinen Dreistadt – Rahmel feiert sein 800. Stadtjubiläum
(Magdalena Pasewicz-Rybacka, 3/2024, S. 7f.)
Westpreußen-Medaille 2024
(Ursula Enke, 3/2024, S. 6f.)
Eine Botschaft von Conrad Steinbrecht – Zeitkapsel im Marienburger Alten Rathaus entdeckt
(WP-Redaktion, 2/2024, S. 8f.)
Eine faszinierende Reise mit der Zeitmaschine. Thorn – am 20. April 1924
(Zuzanna Foss, 2/2024, S. 6f.)
Endlich in ruhigerem Fahrwasser. Das Westpreußische Landesmuseum in Warendorf erhält eine kommissarische Leitung
(WP-Redaktion, 1/2024, S. 5)
Notizen aus …
Regelmäßig berichten Korrespondentinnen und Korrespondenten aus der Dreistadt und den größeren Städten – neben Danzig, Zoppot und Gdingen werden dabei Elbing, Marienburg, Graudenz, Thorn und Bromberg berücksichtigt. Die „Notizen“ informieren somit in bunter Folge und breit gestreut über aktuelle Vorgänge in der Region.
Notizen aus …
… der Dreistadt
Generalkonsulin Cornelia Pieper nimmt Abschied »Mein Herz bleibt für immer hier, in Danzig, der Stadt der Freiheit und Solidarität.« – Cornelia Pieper, die nach vierjähriger Tätigkeit als Staatsministerin im Auswärtigen Amt 2014 zur Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Danzig berufen worden war, hat ihre Auslandsmission nach elf fruchtbaren, mit engagiertem Wirken ausgefüllten Jahren, am 31. Mai beendet. Danach wird sie ihre Kompetenzen in die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung einbringen.
Seit ihrem Amtsantritt hat sich Cornelia Pieper intensiv für die Vertiefung der deutsch-polnischen Beziehungen eingesetzt. Die Diplomatin widmete sich insbesondere dem Ausbau der Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Kommunen, der Förderung des Jugend- und Kulturaustauschs sowie der Stärkung wirtschaftlicher Partnerschaften. In ihrer Zeit initiierte sie zahlreiche Projekte und Veranstaltungen, darunter die »Deutsche Woche«, die zum festen Bestandteil des städtischen Kulturkalenders wurde und den Dialog zwischen den Nachbarländern nachhaltig gefördert hat und weiterhin fördern wird.
In einem Abschiedsinterview betonte die scheidende Generalkonsulin die Bedeutung Polens als eines demokratischen Vorbilds in Europa. Ihren ersten Aufenthalt in Polen absolvierte sie 1980 zur Zeit der Solidarność-Bewegung – eine prägende Erfahrung, die ihr Verständnis für Freiheit und gesellschaftlichen Wandel nachhaltig beeinflusste. »Polen und Deutschland müssen gemeinsam für ein freies und demokratisches Europa ohne gegenseitigen Hass eintreten«, so lautet ihr Resümee. Mit ihr verliert Danzig eine engagierte Brückenbauerin und Kulturvermittlerin zwischen Deutschland und Polen – politisch, kulturell und menschlich.
Nächster Halt: Oliva Der Bahnhof im Danziger Stadtteil Oliva wurde offiziell unter Denkmalschutz gestellt. Damit wurde eines der ältesten und markantesten Bahnhofsgebäude der Stadt in das Register eingetragen – ein bedeutender Schritt für den Erhalt des baulichen Erbes von Danzig. – Das Hauptgebäude des Bahnhofs stammt aus den Jahren 1869/1870 und war eine wichtige Station der sogenannten »Hinterpommerschen Eisenbahn« (HE), der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft (BStE), die Stettin mit Stolp, Neustadt in Westpr., Zoppot und Danzig verband. Zu dem Ensemble gehören auch der Fernbahnsteig, der unterirdische Fußgängertunnel, ehemalige Werkstätten, das Betriebswerk, das Stellwerk sowie die umgebende, historisch gewachsene Grünanlage. Die Entscheidung fiel nach einer umfangreichen Bewertung durch die Denkmalpflegebehörden. Ausschlaggebend war nicht nur der architektonische Wert, sondern auch die stadt- und verkehrsgeschichtliche Bedeutung der Anlage. Von nun an sind Veränderungen an der Bausubstanz nur unter denkmalpflegerischen Auflagen möglich.
Trotz seiner hohen historischen Relevanz befindet sich der Bahnhof seit Jahren in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Die Fassade ist beschädigt, die Ausstattung im Inneren überaltert. Bürgerinitiativen sowie lokale Medien hatten wiederholt auf den Verfall hingewiesen. Ob die neue Einstufung als Denkmal jetzt den Weg für die lang ersehnte Sanierung ebnet, bleibt vorerst offen. Die Eigentümerin des Bahnhofs, das staatliche Bahnunternehmen PKP S.A., hat bislang noch keine konkreten Pläne für eine Modernisierung vorgelegt. Die Stadt Danzig hofft jedoch, dass durch den neuen Schutzstatus Fördermittel erschlossen und öffentliche Aufmerksamkeit mobilisiert werden können.
Unabhängig davon bleibt der Bahnhof Danzig-Oliva weiterhin ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt – täglich frequentiert von Pendlern, Reisenden und Touristengruppen. Die Hoffnung ist nun, dass er bald nicht nur ein funktionaler, sondern auch ein architektonisch gepflegter Teil der Stadt sein kann.
Neues Leben an der Langen Brücke Nach monatelangen Modernisierungsarbeiten ist die beliebte Lange Brücke im Herzen der Danziger Altstadt wieder für Spaziergänger freigegeben. Die frisch sanierte Promenade entlang der Mottlau präsentiert sich nun in neuem Glanz – mit hochwertigem Natursteinbelag, modernen Geländern und neuen Sitzgelegenheiten.
Die Bauarbeiten begannen im Herbst 2022 und bestanden aus einer umfassenden Neugestaltung des historischen Hafens zwischen dem Grünen Tor und dem Fischmarkt. Die Maßnahme zielte nicht nur auf die Verschönerung des städtischen Raums, sondern auch auf die Sicherung der Uferstruktur und die Verbesserung der Barrierefreiheit. Die Gestaltung orientiert sich an den historischen Gegebenheiten des Hafens, ergänzt jedoch moderne Elemente für mehr Aufenthaltsqualität. Neu angelegte Grünflächen, energieeffiziente Beleuchtung und ein verbessertes Regenwassersystem runden das Projekt ab. Auch das bekannte Krantor, das Wahrzeichen Danzigs, ist nun wieder in bequemer Weise fußläufig erreichbar.
Stadtpräsidentin Aleksandra Dulkiewicz sprach bei der Eröffnung von einem wichtigen Schritt zur Belebung des öffentlichen Raums: »Die Lange Brücke ist nicht nur ein historischer Ort, sondern ein Treffpunkt für Menschen aus aller Welt.« In den kommenden Wochen sollen noch weitere Elemente wie Informationsstelen, Kunstinstallationen und gastronomische Einrichtungen folgen. Die Eröffnung markierte zugleich den Beginn der Sommersaison, in der das Ufer traditionell zu den meistbesuchten Orten der Stadt gehört.
Veranstaltungen zum 339. Geburtstag Am Samstag, dem 24. Mai 2025, nahm die Stadt Danzig den Geburtstag eines ihrer berühmtesten Söhne – des Physikers Daniel Gabriel Fahrenheit – zum Anlass für ein unterhaltsames Veranstaltungsprogramm, das Wissenschaft, Geschichte und Kultur miteinander verband.
Unter dem Titel »Liefen einst Jagdhunde durch die Hundegasse?« bot die Literaturwissenschaftlerin Dr. Anna Kowalewska-Mróz eine historische Führung durch jene Straße an, in der Fahrenheit im Jahr 1686 in der № 319 (der № 95 in der heutigen Ogarna-Straße) geboren wurde. Sie nahm die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit auf eine Zeitreise durch eine der ältesten Straßen der Rechtstadt und vermittelte spannende Einblicke auch in das Leben anderer bedeutender Persönlichkeiten wie des Bürgermeisters Gerard Beke, des Kaufmanns Jakob Kabrun oder des Begründers des Conradinums, des Freiherrn Carl Friedrich Conradi.
Darüber hinaus wurde im Herder-Zentrum der Universität ein Dokumentarfilm des Historikers und Archivars Piotr Mróz gezeigt, der dem Gebäude in der Hundegasse 26 gewidmet war und an ihm und den Bewohnern exemplarisch zwei Jahrhunderte gesellschaftlicher und politischer Umbrüche erläuterte.
Zum Abschluss des Tages eröffnete Zbigniew Zembrzuski, der langjährige Leiter des Herder-Zentrums, seinem Publikum spannende Einblicke in die vielfältige Natur des Nachbarlandes Deutschland. Seine Schilderungen führten von den einzigartigen Wattlandschaften über die Quellen der Pader inmitten der Stadt Paderborn bis hin zum Spreewald.
Adrian Wojtaszewski
Schiffbau weiter auf Erfolgskurs Auf der Danziger Werft Remontowa Shipbuilding S.A. schreitet der Bau des letzten von sechs Minenjagdbooten der Projekt-Reihe 258 Kormoran II rasch voran. Dieses Schiff soll den Namen Czajka tragen und wird nach Fertigstellung seinen Dienst in der 12. Minensuchflottille in Swinemünde aufnehmen. Dabei wird es Aufgaben bei der Suche, Identifizierung und Neutralisierung von Seeminen, bei der Erkundung von Wasserstraßen, der Begleitung von Schiffen durch minenverseuchte Gewässer sowie beim Auslegen von Minen und der Fernsteuerung von Minenabwehrplattformen übernehmen. Die Boote dieses Typs können sowohl in der polnischen Wirtschaftszone als auch im Rahmen internationaler Missionen in der Ostsee und darüber hinaus eingesetzt werden, um NATO‑, EU- und multinationale Koalitionsstreitkräfte zu unterstützen.
ie Werft Crist S.A. in Gdingen hat mit der Reederei Maersk Supply Service Canada Ltd. einen Vertrag über den Bau eines Spezialschiffs geschlossen, das Sea Dragon heißen und nach der Indienststellung der Versorgung von Bohrinseln auf dem umfangreichen Ölfeld White Rose vor den Küsten von Neufundland und Labrador dienen soll. Die »See-Drache« wird in der Länge 107 m messen und über Fähigkeiten eines Eisbrechers verfügen. Neben den üblichen Aufgaben eines Offshore Support Vessel (OSV) vermag sie auch zur Unterstützung von Tiefseebohrungen und als Rettungseinheit bei Seenotfällen eingesetzt werden.
Peter Neumann
Gedenkkonzert in Danzig Am 8. Mai, an dem sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal gejährt hat, veranstaltete das Danziger Generalkonsulat in der Stanisław-Moniuszko-Akademie ein Konzert von Streichern des Baltic Sea Philharmonic, die unter Leitung des Violinisten Jan Bjøranger standen, sowie von der Pianistin Yejin Gil. Auf dem Programm standen Krzysztof Pendereckis Drei Stücke im alten Stil, Johann Sebastian Bachs »Ricercar a 6 c‑Moll« aus dem Musikalischen Opfer, BWV 1079 (im Arrangement von Thomas Zehetmair), und das Klavierkonzert e‑Moll op. 11 (in der Fassung für Klavier und Streicher) von Frédéric Chopin.
Vor dem Beginn der musikalischen Darbietungen ergriffen einige Ehrengäste das Wort und sprachen aus dem gegebenen Anlass heraus über die – seit einigen Jahren bestürzenderweise wieder virulent gewordenen Schrecken des Krieges – und über die dringende Notwendigkeit, neuerlich Frieden und Sicherheit für alle Nationen zu schaffen. Zu den Rednerinnen und Rednern gehörten der Rektor der Moniuszko-Musikakademie, prof. dr hab. Ryszard Jerzy Minkiewicz, Aleksandra Dulkiewicz, die Stadtpräsidentin von Danzig, Heiko Miraß, der Parlamentarische Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg und schließlich – in einem ihrer letzten öffentlichen Auftritte in Danzig – die scheidende Generalkonsulin Cornelia Pieper.
Anna Labudda
… Elbing
Neue Altstadtgebäude Die Elbinger Altstadt hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Art Laboratorium entwickelt, in dem mit den Möglichkeiten einer variablen Verknüpfung von heutiger, »postmoderner« Architektur mit rekonstruktiven, historisierenden oder auch mit Zitaten oder Anspielungen arbeitenden Gestaltungsansätzen experimentiert wird. Dabei kommen durchaus Gebäude zustande, die von Fachleuten wie Laien kontrovers diskutiert werden, immer wieder aber finden sich auch Konzepte, die intuitiv überzeugen und dem Erscheinungsbild einzelner Straßenzüge wichtige Akzente verleihen.
Zu dieser zweiten Gruppe dürfte ein Entwurf gehören, für dessen Realisierung Anfang Mai bei der Stadtverwaltung eine Baugenehmigung beantragt worden ist. Die Pläne stammen von dem Bauträger »Mytych«, der bereits verschiedene Häuser in der Altstadt errichtet hat – darunter der umstrittene Wohnblock in der Maurerstraße. Aktuell geht es um einen Wohn- und Geschäftshauskomplex an der Ecke zwischen der Heiliggeist-Straße und der ehemaligen Wasserstraße. Auf der Seite der Heiliggeist-Straße werden zwei Fassaden rekonstruiert: Die No. 2 erhält eine schlichte Gebäudehülle im Stil des 19. Jahrhunderts, die No. 1 nimmt die Formen eines Giebelhauses aus der Zeit um 1650 wieder auf. Auf der Seite der Wasserstraße hingegen orientieren sich die Architekten an zeitgenössischen Formen. Entworfen wurde der Komplex von dem Elbinger Architektenbüro »Euro-Projekt Grzegorz Latecki«; und er soll den Namen »Promenada« erhalten.
Bartosz Skop
… Marienburg
Die letzte Belagerung der Marienburg Am 7. Mai fand im Stadtmuseum die Vorstellung einer neuen Publikation des Historikers Dr. Tomasz Gliniecki statt. Darin hat er sich der »letzten Belagerung von Marienburg« im Jahre 1945 zugewandt – Ostatnie oblężenie Marienburg-Malbork 1945 – und damit die erste polnischsprachige wissenschaftliche Arbeit über die Kämpfe um die Stadt vorgelegt. Mit seinen Forschungsergebnissen ergänzt und erweitert er den Wissensstand über die letzten Monate des Zweiten Weltkrieges im östlichen Teil der heutigen Woiwodschaft Pomorze und erschließt militärgeschichtlich detailliert die Truppenbewegungen und Kampfhandlungen. Dabei grenzt er seine Darstellung gegenüber den Narrativen ab, die einseitig aus der ideologischen Perspektive der Roten Armee entwickelt und in der kommunistischen Zeit politisch durchgesetzt wurden. Das derart entstehende differenzierte Bild der Vorgänge kann einer unvoreingenommenen Diskussion der bis heute unvergessenen kriegerischen Auseinandersetzungen und ihrer verheerenden Folgen neue Impulse verleihen.
1945 – Ende und Anfang Am 9. Mai wurde im Stadtmuseum die Themenausstellung »Marienburg-Malbork 1945 – Koniec i Początek« [Ende und Anfang] eröffnet. Sie ist in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv in Danzig, dem Westpreußischen Landesmuseum und dem zugehörigen Kulturreferat in Warendorf sowie der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit entstanden und wurde sowohl für die Menschen konzipiert, die dieses Stück Land verlassen mussten und nie wieder dorthin zurückkehrten, als auch für diejenigen, die ebenfalls alles, was sie hatten, zurücklassen mussten, sich auf den Weg ins Ungewisse machten und auf der Suche nach einer neuen Heimat dorthin kamen. Ihr gemeinsamer Bezugspunkt wurde die Stadt an der Nogat. Diese Zeit des tiefgreifenden Wandels, die geprägt war von Abschied und Ankunft, von Verlust und Neuanfang, markiert das Ende der deutschen und den Beginn der polnischen Geschichte dieser Stadt. Die Tatsache, dass die Ausstellung individuelle Schicksale aus einer polnisch-deutschen Perspektive präsentiert, verleiht ihr eine besondere Tiefe. Sie ist somit nicht nur ein Beitrag zur lokalen Erinnerungskultur, sondern auch ein Beispiel für die Kraft der Zusammenarbeit über nationale, historische und institutionelle Grenzen hinweg.
Tomasz Agejczyk
Gedenken an das Kriegsende André Ochodlo zählt zu den renommiertesten Interpreten jiddischer Lieder. Er konzertierte in fast allen Ländern Europas, in Israel, Kanada und den USA. Seine Liedprogramme wurden international von vielen Radio- und Fernsehanstalten übertragen und auch produziert. Unter der Schirmherrschaft der Generalkonsulin der Bundesrepublik in Danzig fand auf Einladung von Janusz Trupinda, dem Direktor des Schlossmuseums Marienburg, und dem Bürgermeister der Stadt, Marek Charzewski, am 11. Mai im Karwan-Konferenzzentrum ein Konzert statt. André Ochodlo trat hier gemeinsam mit dem Żuchowski-Trio auf, das aus Karolina Krzyżanowska (Klavier), dem Schlagzeuger Kacper Skoli und dem Kontrabassisten, Arrangeur und musikalischen Leiter Adam Żuchowski besteht.
Da das Konzert aus Anlass der 80. Wiederkehr des Kriegsendes organisiert worden war, bot das Programm eine Reihe von einschlägigen Liedern, die der Thematik von Krieg und Frieden gewidmet sind und beispielsweise von Bertold Brecht, Jacque Brel oder Julian Tuwim (dem Autor des in Polen berühmten Gedichts »Tomaszów«) verfasst wurden und zu denen selbstverständlicherweise auch Pete Seegers »Where Have All the Flowers Gone« [Sag‘ mir, wo die Blumen sind] gehört. Darüber hinaus interpretierte André Ochodlo Texte aus der von ihm angelegten Sammlung »Yiddishland«, die zwölf CD-Alben mit 120 neuen Jiddischen Liedern umfasst, wobei die Vertonungen von zwölf zeitgenössischen polnischen Komponistinnen und Komponisten stammen.
Ignacy Jan Paderewski Dem höchst renommierten Komponisten und Pianisten Ignacy Jan Paderewski (1860–1941) der auch als Politiker aktiv war, wesentlich zum Wiedererstehen des polnischen Staates beigetragen hat und zu dessen erstem Ministerpräsidenten berufen worden war, ist am 12. Juni ein Denkmal gesetzt worden. Vom Institut für Nationales Gedenken (IPN) finanziert und von der Stadtverwaltung realisiert, steht es auf dem Słowiański-Platz, auf der Grünfläche zwischen dem Marienburger Stadtamt und dem Sitz der Staatlichen Musikschule 1. Grades, die Paderewskis Namen trägt. An der Enthüllung des Denkmals nahmen neben den Honoratioren der Stadt der Direktor der Danziger Niederlassung des IPN, Marek Szymaniak, Marta Osowska-Utrysko, die Direktorin der Musikschule, und nicht zuletzt Marek Dryniak teil, der als Bildhauer an der Akademie der Schönen Künste in Krakau lehr und die Büste geschaffen hat.
Marek Dziedzic
… Thron
Straßentheater-Festival 2025 Wieder einmal verwandelte sich Thorn in eine große, übergreifende Spielstätte, in der viele Orte vom Straßentheater-Festival belegt wurden. Diese einzigartige Veranstaltung zieht nicht nur Theaterbegeisterte, sondern auch Touristen und sogar Passanten an. In diesem Jahr fand das Festival an den ersten Mai-Tagen, der Majówka, statt – die in Polen traditionell vom 1. bis zum 3. Mai gefeiert wird –, und konnte neben polnischen internationale Künstler aus Japan, Italien, Frankreich, Deutschland und der Tschechischen Republik präsentieren.
Das Konzept des Straßentheaters beruht darauf, dass die Grenzen zwischen dem Theater und dem Publikum durchlässig erscheinen, wenn nicht ganz aufgehoben werden. Zudem sind die Aufführungen kostenlos und stehen jedermann offen, der bereit ist, innezuhalten und in den Bannkreis des Theaters einzutreten – und sei es auch nur für einen Moment.
Einen Höhepunkt der Darbietungen bildete das abendliche großartige Spektakel Les Girafes [Die Giraffen]: Riesige rote Figuren zogen durch die Straßen der Altstadt und wirkten fast lebendig. Ihre »Zähmung« bewerkstelligte eine Sängerin, die von einer Schar von Gauklern begleitet wurde. Die Interaktionen zwischen den französischen Darstellern und dem Publikum riefen bei den Zuschauern eine Vielzahl unterschiedlicher Empfindungen und starker Gefühle hervor.
Das Straßentheater-Festival mit bemerkenswerten 45 Aufführungen in nur drei Tagen erwies sich neuerlich als durchschlagender Erfolg. Mehr als 30.000 Menschen besuchten die Aufführungen und zeigten, dass in der Majówka neben frühlingshafter Entspannung durchaus auch kulturelle Erfahrungen und ästhetische Erlebnisse willkommen sind.
80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges Am 8. Mai 2025, dem 80. Jahrestag des Kriegsendes, gedachte Thorn der Opfer der nationalsozialistischen Besatzung. Bei den Feierlichkeiten in der Altstadt hielt der Bürgermeister, Paweł Gulewski, eine Rede, in der er die Anwesenden sowohl an das Schicksal der damaligen Bewohner als auch an die unbändige Freude über die Befreiung im Mai 1945 erinnerte. Späterhin legten Vertreter der Stadtverwaltung und der Thorner Garnison Blumen unter einer Gedenktafel am Standort des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers im Stadtteil Glinki nieder. Unter den Teilnehmern waren auch der stellvertretende Vorsitzende des Stadtrats von Toruń, Marcin Czyżniewski, sowie Nachkommen britischer Kriegsgefangener, die einst in den Lagern inhaftiert waren. Das Gedenken an alle Kriegsopfer schlug somit auch eine Brücke der Erinnerung und Solidarität zwischen den Generationen.
Zuzanna Foss