»O du fröhliche …«: Wie oft ist in den vergangenen Tagen diese altvertraute Weise erklungen, verfremdet zur musikalischen Untermalung im Kaufhaus, vom Kirchturm geblasen, alle Jahre wieder angestimmt vor dem heimischen Tannenbaum oder im Gottesdienst am Heiligen Abend – und neuerdings auch beim Rudelsingen in Fußballstadien.
Fraglich ist gewiss, wer bei diesem Weihnachtslied noch an seinen Verfasser denkt, an Johannes Daniel Falk (1768–1826). Sein Lebensweg führte ihn von der Heimatstadt Danzig letztlich in die Hochburg der deutschen Klassik, nach Weimar, wo er sich zunächst – auch an der Seite der Danzigerin Johanna Schopenhauer – als Literat und Satiriker bewährte; sodann allerdings wurden ihm wegen seines sozialpädagogisches Wirkens, insbesondere für die in Folge der napoleonischen Kriege verwaisten und verwahrlosten Kinder, weit über die Grenzen des Landes hinaus große Anerkennung zuteil. Für die Zöglinge, die er zunächst bei sich und seiner Familie aufgenommen hatte, dichtete er zum Christfest des Jahres 1816 die erste Strophe des weltweit bekannten Weihnachtsliedes.
In der Nähe seiner späteren Wirkungsstätte, dem Waisenhaus im »Lutherhof«, wurde 1913 ein Denkmal mit der bronzenen Büste des großen Menschenfreundes aufgestellt, malerisch umrahmt von einer Balustrade mit ovaler Sitzbank, die zum Verweilen und Nachdenken über diesen aufrechten »Danziger Jungen« einlädt. Im Februar jährte sich nun zum 200. Male der Tag, an dem ihm, zwei Jahre vor seinem Tod, die Stadt Weimar für seine vielfältigen Verdienste die Ehrenbürgerschaft verliehen hatte – und zum allerersten Male gedachte die Stadtgesellschaft eines solches Jubiläums mit einem eigenen Festakt, ausgerichtet zu Ehren von Johannes Daniel Falk im Saal des historischen Rathauses.
Text und Foto: Ursula Enke