Zurück

Zum guten Schluss

Aus­ge­rich­tet mit Blick auf den Weit­see, eins der größ­ten Gewäs­ser der kaschu­bi­schen Seen­plat­ten, liegt, von mäch­ti­gen Bäu­men beschat­tet, eine ein­sa­me, von Stil­le umge­be­ne Grab­stät­te, derer sich mit den Jah­ren die Natur weit­ge­hend bemäch­tigt hat. Meh­re­re klei­ne Later­nen kün­den jedoch davon, dass die­ser Ort bei­lei­be nicht dem Ver­ges­sen anheim­ge­fal­len ist. 

Bei Wdzyd­ze Kiszew­skie, ehe­mals Sand­dorf, führt ein Wald­pfad auf dem weit­läu­fi­gen Gelän­de des dor­ti­gen eth­no­gra­phi­schen Museums­dorfes hin­auf an jene Stel­le, die sich des­sen Grün­der, das Ehe­paar Isodor und Theodo­ra Gul­gow­ski, vor über hun­dert Jah­ren für ihre gemein­sa­me letz­te Ruhe­stät­te aus­er­ko­ren haben sol­len, – und zu ger­ne glaubt man der Erzäh­lung, dass sich die Lie­ben­den hier, wo sie spä­ter­hin auch ger­ne mit Freun­den und Mit­strei­tern beim Pick­nick bei­sam­men­sa­ßen, zum ers­ten Mal begeg­net seien. 

Der Schrift­stel­ler, uner­müd­li­che Bewah­rer und Erfor­scher kaschu­bi­scher Kul­tur Isi­dor Gul­gow­ski, des­sen Geburts­tag sich in die­sem April zum 150. Male gejährt hat und der bereits 1925 ver­starb, fand in der deut­lich älte­ren, künst­le­risch begab­ten Theodo­ra (1860–1951) eine eben­bür­ti­ge lei­den­schaft­li­che Mit­strei­te­rin. Nach einem Stu­di­um im Ber­li­ner »Lette-Verein« war sie Erzie­he­rin im Bereich der Mädchen- und Frau­en­bil­dung gewor­den und wand­te sich vor­nehm­lich der Gestal­tung und Unter­wei­sung in der tra­di­tio­nel­len Stick­hand­ar­beit der Regi­on zu. Mit einem 1906 errich­te­ten Lau­ben­haus für ers­te Samm­lungs­stü­cke und dem Bau einer pri­va­ten Vil­la (bei­de Häu­ser wur­den 1932 durch einen Brand zer­stört) leg­te das Ehe­paar in Sand­dorf den Grund für ihr Lebens­werk, das bis heu­te in mitt­ler­wei­le über 50 begeh­ba­ren Objek­ten, in Son­der­aus­stel­lun­gen und einem viel­fäl­ti­gen Bil­dungs­pro­gramm weiterwirkt.

Text und Foto: Ursu­la Enke