Zurück

Zum guten Schluss

Ein Ausflug zu dem im Süden von Danzig gelegenen, 19 Hektar großen und östlich vom Radau­ne­kanal begrenzten Park von Ohra (Park Oruński) ist eine durchaus empfeh­lens­werte Unter­nehmung. Besucher, die des städti­schen Lärms überdrüssig sind, können in dieser grünen Oase unter Linden­bäumen, zwischen stillen Teichen mit präch­tigen Trauer­weiden und einem plätschernden Bächlein umher­schlendern und neben mehreren Natur­denk­mälern auch ein jahrhun­der­te­altes reprä­sen­ta­tives Herrenhaus entdecken, das heute eine Kinder­ta­ges­stätte beher­bergt. Im Laufe der Zeit hatten es namhafte Danziger Patri­zi­er­fa­milien – beispielhaft seien nur die Namen der Bürger­meister Bartho­lomäus Schachmann und Johann Czirenberg genannt – den Ort zu ihrer Sommer­re­sidenz erkoren und dort botanische Gärten anlegen lassen. Die Tochter des letzten Besitzers, des Unter­nehmers Friedrich Hoene, übergab das gesamte Anwesen im Jahre 1917 schließlich an die Gemeinde Ohra, die es – mit dem Gebot, den Park für Ruhebe­dürftige zu bewahren und keine Gaststätten zuzulassen – der Allge­meinheit zugänglich machen sollte, so dass zwischen­zeitlich auch vom »Hoene-Park« gesprochen wurde.

Aus dem frühen 17. Jahrhundert, als der Bau des Herren­hauses erstmals erwähnt wurde, stammt auch das im Foto abgebildete, unscheinbare Gemäuer, an dem der Spazier­gänger gleichwohl nicht achtlos vorbei­gehen sollte. Tief ins Erdreich einge­lassen und im Sommer durch ein dichtes Blätterdach vor Sonnen­strahlen geschützt, verbirgt sich hier der sogenannte Eiskeller. Aus dicken Ziegel­mauern mit freige­las­senen, der Isolation dienenden Zwischen­schichten gebaut, entstand ein Raum, in dem nach einem ausge­klü­gelten Verfahren Eisblöcke bis zu zwei Jahre lang einge­lagert werden konnten. Sie wurden günstigs­ten­falls aus den umlie­genden Gewässern gebrochen oder mussten bei milden Wintern zum Beispiel aus Norwegen impor­tiert werden. Für die Kühlung der Lebens­mittel und Luxus­güter, die im nahege­le­genen Gutshaus benötigt wurden, war nun aufs Beste gesorgt – angesichts der aktuellen Suche nach Möglich­keiten, Energie zu sparen, eine durchaus faszi­nie­rende Methode. 

Text: Ursula Enke
Foto: Krzysztof Rakowski via wikimedia.org CC BY-SA 3.0