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Zum guten Schluss

Ein Meerestier mit acht Buchstaben? Das Kreuz­worträtsel-­Lexikon gibt bereit­willig Auskunft: Es ist der Pomuchel, den noch heute jedes Kind in der Kaschubei kennt – zumal ihm zu Ehren im Seebad Leba alljährlich im Dezember ein beliebtes Volksfest gefeiert wird und er seit eh und je eine tragende Säule der kaschu­bi­schen Küche bildet. Bekannt sind die Szenen aus den Werken von Günter Grass, in denen der hierzu­lande Dorsch oder Kabeljau genannte Fisch „in Milch gegart und mit Dill abgeschmeckt“ bzw. in Mostrichsud zubereitet wird, oder man denkt an Max Halbes histo­ri­schen Martin-Opitz-Roman: dort schildert der Autor mit viel Lokal­ko­lorit die Danziger Herberge Zum blauen Pomuchel, in die sich der Barock­dichter zur gelehrten Tafel­runde zurück­zieht. Und welcher Münzen­lieb­haber kennt nicht das „Dittchen“, jenes Zehnpfen­nig­stück der Freien Stadt Danzig, dessen eine Seite ein munterer Pomuchel ziert.

Auf andere Weise würdigten ihn Danziger Bürger 2007: Das Resultat ihrer bemer­kens­werten Rettungs­aktion dokumen­tiert unsere Aufnahme aus der Rybołowców-Straße, die frühere Fischer-Straße, die den Namen des Braue­rei­be­sitzers und Wohltäters Richard Fischer erhalten hatte. Das Foto zeigt eine halbmanns­große Skulptur an der Front eines Miets­hauses, an der sie vermutlich in den 1930er Jahren über einer Torein­fahrt einer neuge­schaf­fenen Arbei­ter­siedlung in Neufahr­wasser angebracht wurde. Da sie nicht, wie sonst üblich, aus Stein, sondern aus Lindenholz gearbeitet worden war, konnten Umwelt­ein­flüsse ihr in beson­derem Maße zusetzen: Der Pomuchel drohte zu verfaulen und zu zerbröseln. Die aufmerk­samen Bürger schützten „ihren“ Pomuchel zunächst vor den Begehr­lich­keiten eifriger Kurio­si­tä­ten­sammler und sorgten darüber hinaus für eine fachkundige Restau­rierung dieser mutmaßlich letzten hölzernen Straßen­skulptur Danzigs.

Wer sich glücklich schätzen kann, noch eine biblio­phile Ausgabe der Heimat­märchen von Elise Püttner zu besitzen, dem ist es vergönnt, nun auch noch zu erfahren, „Was ein Pomuchel der Großmutter für seine lieben kleinen Lands­leute erzählt hat“. 

Ursula Enke