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Zum guten Schluss

Vor dem Rat­haus von Put­zig steht eine – dyna­misch aus einer Wel­len­be­we­gung her­aus gewon­ne­ne – Bank mit zwei Tier­plas­ti­ken, die der renom­mier­te Dan­zi­ger Bild­hau­er Sta­nisław Szwecho­wicz 2014 geschaf­fen hat. Gezeigt wird ein Lachs, der im Sprung begrif­fen ist, und zwar in Rich­tung eines Löwen, der erwar­tungs­voll das Maul auf­ge­sperrt hat, und man meint, schon das Trie­fen der Lef­zen wahr­neh­men zu kön­nen. Die in weni­gen Augen­bli­cken statt­fin­den­de Begeg­nung zwi­schen den bei­den wird aber kei­nes­wegs töd­lich aus­ge­hen: „Fisch“ ist auf dem Spei­se­plan von Löwen kaum vor­ge­se­hen. Wel­che Bedeu­tung dem Auf­ein­an­der­tref­fen der bei­den statt­des­sen zukommt, ver­mag ein Blick auf das reich aus­ge­stal­te­te Gesims des Rat­hau­ses zu ent­hül­len; denn dort ist ober­halb des Por­tals das Stadt­wap­pen ein­ge­fügt: Auf einer Mee­res­wel­le treibt ein Löwe, der mit sei­nen Pfo­ten einen Lachs fest­hält. Die­se – in der Heral­dik sehr ori­gi­nel­le – Sym­bio­se gemahnt aller­dings auch an Aspek­te von Herr­schaft. Tat­säch­lich war der Fisch in frü­he­ren Zei­ten das allei­ni­ge Wap­pen­tier; der Löwe hin­ge­gen ist ein spä­te­res Ele­ment, das ent­we­der auf­grund der in Put­zig ver­brach­ten Exil-Jahre König Karls VIII. aus Schwe­den impor­tiert wur­de oder wäh­rend der Ober­ho­heit der mäch­ti­gen Nach­bar­stadt vom Dan­zi­ger Groß­wap­pen abge­lei­tet wor­den ist. Der Lachs wäre somit wohl nicht unzu­frie­den, wenn er auf den Sprung zum Löwen hät­te ver­zich­ten können.

Text: Erik Fischer
Foto: Til­man Fischer