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Zum guten Schluss

Nach sechs Jahren vollendete Hans Düringer 1470 seine pracht­volle, 14 Meter hohe astro­no­mische Uhr für St.Marien in Danzig, wurde reichlich entlohnt und erhielt sogar ein Grund­stück in der Heiligen-Geist-Gasse zum erblichen Besitz. Noch heute faszi­niert dieses Gesamt­kunstwerk – wie seine berühmte Schwester in Rostock – die Betrachter und fordert sie zugleich heraus, das komplexe Gebilde zu verstehen. Wie selbst­ver­ständlich kündet die astro­no­mische Uhr, die mit Einführung des grego­ria­ni­schen Kalenders 1582 selbst „aus der Zeit fiel“, von einem Weltbild, in dem Wissen­schaft und Glaube nicht vonein­ander getrennt sind: Über die himmli­schen Heerscharen gestellt, schlagen die Figuren von Adam und Eva die Stunden an und mahnen, dass die Setzung der Zeit, von Tag und Nacht, am Anfang der Schöp­fungs­er­zählung steht. Diese Schöpfung umfasst sodann den gesamten Kosmos, wie er von der Astro­nomie beschrieben wird. Inmitten der unteren Scheibe, die mit Merkversen zur Datierung der Heili­gen­feste und Feiertage eng beschriftet ist, verweist die Gottes­mutter mit dem Jesuskind letztlich darauf, dass die Zeit nicht nur ein messbares Phänomen, sondern vor allem Heilszeit ist: Als Herr der Zeit umfasst und bewahrt Gott nicht nur den Makro­kosmos, sondern auch das einzelne mensch­liche Leben.

Tilman Asmus Fischer