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Kulturarbeit für eine historische preußische Provinz?

Teilnahme der Kulturstiftung Westpreußen
am »Tag der Stiftungen«

Die Kulturarbeit für eine ehemalige preußische Provinz, die vor mehr als 70 Jahren untergegangen ist und sich auf jüngeren Landkarten nicht einmal mehr als regionale Kontur abzeichnet, ist heute kaum noch selbstverständlich. Deshalb hat sich die Kulturstiftung Westpreußen am Samstag, dem 1. Oktober, im Westpreußischen Landesmuseum in Warendorf der Öffentlich­keit präsentiert. Dies war der »Tag der Stiftungen« – ein Aktionstag, an dem sich gemeinnützige Stiftungen bundesweit bemühen, über die gesellschaftliche Bedeutung von Stiftungen im Allgemeinen zu informieren und ihre eigene Arbeitsweise sowie ihre konkreten Projekte vor Ort genauer zu erläutern. Diese Initiative wird vom Bundes­verband Deutscher Stiftungen koordiniert, dem die Kulturstiftung seit 2015 angehört.

Zunächst fand am Vor­mit­tag ein Pres­se­ge­spräch statt, an dem eine Rei­he von Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Stif­tungs­in­ter­es­sen teil­ge­nom­men hat. Dabei bot sich eine vor­züg­li­che Gele­gen­heit, genau­er zu erklä­ren, dass die Kul­tur­stif­tung West­preu­ßen, das von ihr getra­ge­ne West­preu­ßi­sche Lan­des­mu­se­um sowie das Kul­tur­re­fe­rat für West­preu­ßen, das auch das Pose­ner Land, Mit­tel­po­len, Wol­hy­ni­en und Gali­zi­en mit betreut, zwar eng zusam­men­wir­ken, aber jeweils eigen­stän­di­ge Akteu­re in der Kul­tur­ar­beit für West­preu­ßen sind ;  denn in der Außen­per­spek­ti­ve ver­schwim­men die struk­tu­rel­len Gren­zen all­zu oft, weil die Öffent­lich­keit meist nur Akti­vi­tä­ten „im Muse­um“ wahr­nimmt und sie undif­fe­ren­ziert dem Hau­se ins­ge­samt zurechnet.

Kenn­zei­chen der Stif­tung ist zwar zum ­einen, dass sie Trä­ge­rin des West­preu­ßi­schen Lan­des­mu­se­ums ist und eng mit der Stif­tung Euro­päi­sche Begeg­nung Kaschu­bi­sches Kul­tur­zen­trum in Kroc­kow (in der Nähe von Dan­zig) zusam­men­ar­bei­tet, die ihrer­seits wie­der­um Trä­ge­rin des dor­ti­gen Part­ner­mu­se­ums ist. Dabei darf aber nicht über­se­hen wer­den, dass sie zum ande­ren auch wis­sen­schaft­li­che For­schun­gen zur west­preu­ßi­schen Geschich­te und Kul­tur anregt, dass sie die Beschäf­ti­gung mit West­preu­ßen för­dert, indem sie wis­sen­schaft­li­che und kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen inner­halb und außer­halb des Lan­des­mu­se­um durch­führt, und dass sie nicht zuletzt aktiv der inter­na­tio­na­len Ver­stän­di­gung, ins­be­son­de­re mit der Repu­blik Polen, dient.

Die ver­schie­de­nen Akti­vi­tä­ten und Per­spektiven der Kul­tur­stif­tung wur­den der All­ge­mein­heit dann am Nach­mit­tag des »Stif­tungs­ta­ges« dif­fe­ren­ziert ver­an­schau­licht. Im Vor­trags­raum des West­preu­ßi­schen Lan­des­mu­se­ums war ein »Stif­tungs­ca­fé« ein­ge­rich­tet wor­den, das den Besu­che­rin­nen und Besu­chern die Gele­gen­heit gab, mit ein­zel­nen Mit­glie­dern des Stif­tungs­rats und des Stif­tungs­vor­stands unge­zwun­gen ins Gespräch zu kom­men und Ein­bli­cke in deren Moti­va­ti­on und Enga­ge­ment zu gewin­nen. Dar­über hin­aus waren im Vor­trags­raum Infor­ma­ti­ons­stän­de ein­ge­rich­tet, an denen sich das Muse­um der Part­ner­stif­tung in Kroc­kow, die Kul­tur­stif­tung selbst, aber auch die Monats­zei­tung Der West­preu­ße prä­sen­tier­ten. Die­ses Peri­odi­kum emp­fiehlt sich als Part­ner für alle Zwei­ge der west­preu­ßi­schen Kul­tur­ar­beit. Mit Pro­spek­ten ihrer Publi­ka­tio­nen sowie des von ihr aus­ge­lob­ten Wis­sen­schafts­prei­ses bzw. For­schungs­sti­pen­di­ums war schließ­lich auch die Co­per­­ni­cus-­Vereinigung vertreten.

Sie war über­dies mit in die Ver­an­stal­tung ein­ge­bun­den, weil sie durch eine groß­zü­gi­ge finan­zi­el­le Unter­stüt­zung ermög­lich hat, dass die von der Kul­tur­stif­tung initi­ier­te Publi­ka­ti­on des Ban­des Silber­schmiedearbeiten im unte­ren Weich­sel­land, des ers­ten Kata­logs eines Samm­lungs­be­stan­des im West­preu­ßi­schen Lan­des­mu­se­um, tat­säch­lich rea­li­siert wer­den konn­te. Die Vor­stel­lung die­ses Ban­des durch die Autorin, Dr. Jut­ta Reisinger-­Weber, sowie deren anschlie­ßen­de Füh­rung zu die­sem spe­zi­el­len Bereich boten damit zugleich ­einen wei­te­ren wich­ti­gen Pro­gramm­punkt des Nach­mit­tags. Ergänzt wur­de er durch zwei wei­te­re Rund­gän­ge, die die Dau­er­aus­stel­lung des West­preu­ßi­schen Lan­des­mu­se­ums in einer weni­ger geläu­fi­gen Wei­se in den Blick nah­men. Der eine (von Prof. Dr. Erik Fischer) erschloss »West­preu­ßen in acht Objek­ten«, wäh­rend der zwei­te (von Alex­an­der Klein­schrodt M.A.) mit der fol­gen­den viel­ver­spre­chen­den For­mu­lie­rung zur Teil­nah­me ein­lud :  »Geheim­nis­vol­les West­preu­ßen :  Acht Fra­gen, auf die wir kei­ne Ant­wor­ten wissen«.

Dem­ge­gen­über gab es im Lau­fe des Nach­mit­tags eine Fül­le von Fra­gen, auf die die Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der Stif­tung durch­aus Ant­wor­ten wuss­ten ;  und die Reso­nanz beim Publi­kum sowie die Inten­si­tät der Gesprä­che ermu­tig­ten sie offen­bar dazu, die Teil­nah­me am »Tag der Stif­tun­gen« auch für 2017 fest einzuplanen.

DW