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Der König und der Bürgermeister – eine verhinderte Begegnung

Die Einweihung der ersten Ostbahn-Strecke
Ende Juli 1851

Im Oktober 2017 gibt es gleich zwei bedeutende Anlässe, an den Bau der Preußischen Ostbahn zu erinnern:

  • Am 12. Oktober 1857 wurden die Weichsel-Brücke bei Dirschau und die Nogat-Brücke bei Marienburg eröffnet. Damit war die bislang noch zwischen Dirschau und Marienburg bestehende Lücke in der Strecken­führung geschlossen. Da an diesem Tage auch noch Teilstrecken von Frankfurt (Oder) nach Küstrin bzw. von Küstrin nach Kreuz dem Verkehr übergeben wurden, waren von diesem Tage an Berlin und Königsberg über das Eisen­bahnnetz mitein­ander verbunden.
  • Streng genommen mussten die Züge von Berlin aus aller­dings noch einen gewissen Umweg über die Strecken­führung der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn in Kauf nehmen. Das hier noch fehlende Glied – die Verbindung von Köstrin über Gusow hinaus bis nach Berlin – wurde zehn Jahre später eingefügt und am 1. Oktober 1867 in Betrieb genommen. Nun war die Ostbahn tatsächlich von Berlin aus durch­gehend befahrbar.

Solch ein doppelter Zeitschnitt könnte Anlass geben, die Geschichte der Planung und des Baus der Ostbahn ein weiteres Mal zu schildern. Die Redaktion möchte aber ­einen anderen Weg einschlagen :  Andreas Koerner, Urenkel des berühmten Thorner Bürger­meister Theodor Eduard Koerner, hat uns dankens­wer­ter­weise einen Brief zur Verfügung gestellt, in dem der Bürger­meister seiner Frau im Sommer 1851 berichtet, dass er nach Bromberg gereist sei, um dort der feier­lichen Eröffnung der bereits im Juli fertig­ge­stellten Ostbahn-Strecke beizu­wohnen. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. reiste mit diesem ersten Zug, und es war fest damit zu rechnen, dass nach der Ankunft Honora­tioren wie Koerner dem König vorge­stellt würden. Dazu ist es dann aber doch nicht gekommen :  „Damit“, formu­liert der Brief­schreiber, „war die Sache zu Ende, und die große Mühe und Vorbe­reitung vieler, – meiner Reise nicht zu gedenken, – eigentlich ohne Zweck“.

Dieses Dokument ist freilich nicht nur als Zeugnis einer persön­lichen Enttäu­schung aufschluss­reich, sondern gibt einen authen­ti­schen Eindruck von der Bedeutung, die dem Projekt der Preußi­schen Ostbahn von allen Seiten zugemessen wurde. Der König hatte schon im Jahre 1838 nach seiner Teilnahme an der ersten Eisen­bahn­fahrt in Preußen, von Berlin nach Potsdam, ausge­rufen: „Diesen Karren, der durch die Welt rollt, hält kein Menschenarm mehr auf.“ Und die meisten Zweifler, die dieses Vorhaben aus verschie­denen Gründen für zu riskant, wenn nicht wirtschaftlich für töricht hielten, hatten sich mittler­weile eines Besseren belehren lassen.

Welche tiefgrei­fende, die gesamte Gesell­schaft erfas­sende Aufbruchs­stimmung durch den Eisen­bahnbau ausgelöst worden war und welche Festigung seiner Herrschaft und Geltung König Friedrich Wilhelm IV. durch sein persön­liches Engagement für dieses Projekt erlangte, kann die folgende Passage aus einem umfang­reichen Bericht belegen, den Reg.-Rat Dr. K. Born unter dem Titel Die Entwicklung der Königlich Preußi­schen Ostbahn 1911 im Archiv für Eisen­bahn­wesen veröf­fent­licht hat. In diesem Abschnitt schildert er die Fahrt des Sonder­zuges von Kreuz bis Bromberg und bietet damit die Gegen­per­spektive zu der Sicht­weise des Bürger­meisters, der von Thorn nach Bromberg fährt, um am Bahnhof seinem König begegnen zu können.

Vor der Ehren­pforte waren pyrami­den­artig Geräte überein­ander geschichtet, auf der einen Seite für die Erdar­beiten z. B. Schub­karren, auf der anderen Seite für den Betrieb z. B. Hebebäume zum Drehen der Lokomo­tiven. Arbeiter bildeten Spalier mit ihrem bekränzten Werkzeug.

Der Handels­mi­nister hielt die erste, [Agathon] Wernich die zweite Bewillkommnungs- und Dankesrede an den König. Bald danach wurde die Reise nach Bromberg fortge­setzt. Auf sämtlichen Stationen, Filehne, Schönlanke, Schnei­demühl, Miasteczko (Friedheim), Bialos­liwie (Weißenhöhe), Osiek (Neththal), Nakel waren die Gebäude geschmückt, Tausende von Menschen hatten sich dort auf den Feldern und selbst in den Wäldern an den Bahngleisen einge­funden, um das dahin­ei­lende segen­brin­gende Dampfroß mit freudigen Hurras zu begrüßen. Es war ein Festtag für alle von der Bahn durch­schnit­tenen Gebietsteile.

In Bromberg traf der König um 4 Uhr in Begleitung des Handels­mi­nisters von der Heydt, des Oberprä­si­denten von Puttkammer, der Mitglieder der Direktion, des Erzbi­schofs von Gnesen und zahlreicher sonstiger Einge­la­denen ein. Er begrüßte die auf dem Bahnhof erschie­nenen Spitzen der Behörden und ließ sich von dem Landrat Fernow aus Inowrozlaw einige Kujawier und Kujawie­rinnen in ihrer Landes­tracht vorstellen. Bei der Festtafel im Regie­rungs­prä­si­di­al­ge­bäude hielt er eine Ansprache, in der er seine Freude ausdrückte, daß er und die Gäste die Vollendung der Ostbahn soweit erlebt hätten, und den Wunsch aussprach, daß der Himmel das Werk zu einem Segen für das Land werden lasse.

Um 7 Uhr (abends) verließ der König Bromberg und begab sich nach Schwetz, um demnächst nach Königsberg i. Pr. zu reisen. Er hatte für das den Königszug fahrende Personal 25 Dukaten überreichen lassen, die der Lokomo­tiv­führer, der Heizer, der Zugführer, Packmeister, die drei Schaffner und zwei Schmierer erhielten.

Die Schil­derung von Theodor Eduard Koerners Fahrt und dem Geschehen auf dem Bromberger Bahnhof, der zu dieser Zeit „in den Schienen, aber noch lange nicht in den Gebäuden fertig“ gewesen ist, nimmt einen erheb­lichen Teil des Briefes ein, den er am 31. Juli verfasst hat. Damit sich die Leserinnen und Leser einen eigenen Eindruck von Koerners Schrift und dem Erschei­nungsbild des Textes machen können, werden diese Darle­gungen zunächst im Original wieder­ge­geben. (Diese Text-Partie ist innerhalb der anschlie­ßenden Transkription farblich hervorgehoben.)

Die folgende Wiedergabe des Briefes in einer leichter lesbaren Form beschränkt sich nicht allein auf den eisen­bahn­ge­schichtlich inter­es­santen Teil, sondern bietet das Dokument als Ganzes. Zum einen handelt es sich um eine histo­risch wertvolle Quelle, die sowieso nicht fragmen­tiert veröf­fent­licht werden sollte; zum andern gibt dieses Schreiben wertvolle Einblicke in die sozialen und privaten Lebens­um­stände eines westpreu­ßi­schen Amtsträgers um die Mitte des 19. Jahrhun­derts. Dabei sei nicht nur auf Koerners Betei­ligung am Königs­schießen hinge­wiesen, sondern auch auf die ausführ­liche Schil­derung der totalen Sonnen­fins­ternis, die sich am 28. Juli 1851, nur drei Tage vor dem Verfassen des Briefes, ereignete und die Koerner offenbar sehr intensiv verfolgt hat. (An diesem Tage gelang es übrigens auf der Stern­warte in Königsberg erstmals, mit Hilfe der Daguerreotypie-Technik ein Himmels­er­eignis fotogra­fisch festzuhalten.)

Innerhalb der Transkription wird an mehreren Stellen die „Crux despe­ra­tionis“ – [†] – einge­setzt. Sie kennzeichnet Wörter, die trotz aller Bemühungen nicht entziffert werden können. Ergänzt wird der Abdruck der transkri­bierten Quelle schließlich noch um „Kommen­tie­rende Hinweise zum Brief vom 31. Juli 1851 und dessen Autor“, die in die Quellenlage einführen und über die Familie und Koerners Wirken in Thorn bis zur Mitte des 19. Jahrhun­derts Auskunft geben.

DW


Thorn, d 31. 7. 51

Meine herzliebe Emmy,

Eben war ich von Mlewiec [Hof leben] am Dienstag früh zurück­ge­kehrt, als ich Deine lieben Zeilen v 26ten erhielt, aus denen ich mit Freude Eure glück­liche Reise und Ankunft daselbst ersehe. Auch meine beiden Reisen nach Bromberg u. M. sind glücklich von Statten gekommen. Erstere war besonders auf der Hinreise sehr fidel, und Fr. Knoll ließ es an [†] nicht fehlen. Auch das Wetter, u die Lage der Chaussee, die sich großent­heils am Rande der Weichsel hinzieht, und überra­schend hübsche Aussichten gewährt, unter­stützte das Vergnügen, – besonders bei dem Gedanken, welchen erbärm­lichen Weg man früher hatte zurück­legen müssen. Wir fuhren um 4 1/2 Uhr ab und waren um 9 1/2 Uhr in Bromberg nachdem wir noch in Schulitz Abendbrod genossen hatten. Mit Mühe fanden wir in Br. Quartier ;  denn vieles war besetzt, u. Krause im Moritz’schen Gasthofe hatte nur auch [†]. Auch in der Nacht war viel von Schlafen nicht die Rede. Um 4 Uhr standen wir auf u gingen zum Bahnhof, der in den Schienen, aber noch lange nicht in den Gebäuden fertig ist. Die Linie nach Thorn ist schon ausge­steckt. – Nach dem ich mich angemeldet, u erfahren, daß wir alle um 3 1/2 Uhr auf dem Perron versammeln sollten, auch viele meiner alten Bekannten besucht – fuhr ich zur gedachten Zeit zum Bahnhofe, der wohl 1 000 Schritt von der Stadt u mehr entfernt liegt. Die Eisen­bahn­ar­beiter, mit Kränzen von Eichenlaub an den Spaten bildeten das Spalier für die Deputa­tionen welche sich von allen Ständen mit den Schüt­zen­gilden einfanden. Der König wurde erst um 4 1/2 Uhr erwartet, es war aber noch nicht 3/4 auf 4. als der Zug signa­li­siert wurde, u gleich darauf auch anlangte. Das Unvor­be­reitete u. Überra­schende war es, daß die große Menschen­masse ohne weiteres das Spalier der Arbeiter durch­brach und sich mit den Beamten und Deputa­tionen vermischte. Dadurch war jede Vorstellung im Einzelnen unmöglich geworden. Der König ging am Rande des Perrons die Reihe entlang, war sehr freundlich, sprach mit diesem oder jenem, ging dann die Parade vom Militär, das auf der anderen Seite aufge­stellt war, abnehmen, und fuhr demnächst zum Präsi­di­al­ge­bäude. Damit war die Sache zu Ende, und die große Mühe und Vorbe­reitung vieler, – meiner Reise nicht zu gedenken, – eigentlich ohne Zweck. Die hübscheste Sache war noch die, wie 6 Kupiniaken [Kauf leute, Krämer] mit ihren Frauen dem Könige, als er in ihre Nähe kam, ihm entgegen gingen, eine padam do nóg [Fußfall] machten, und ihm ihre frischen Blumen­kränze mit Aehren zu Füßen legten, was den König ungemein zu freuen schien, und einen in dieser unschul­digen und zwang­losen Form rührenden Anblick gewährte. Sehr gefreut habe ich mich noch über meine längere Zusam­men­kunft mit Wilh. Prowe, Bruder der Wendisch – der vom Lande auch nach Bromberg gekommen war, mit Frau u. Kindern. Wir nahmen beim Gläschen Spritz­wasser Abschied, – um 4 Uhr Sonntag früh war ich wieder hier, – um nachmittags mit Gustav [Gustav Adolf, einem fünf Jahre älteren Bruder des Autors] nach Ml. [Mlewiec, dem Gut des dreizehn­einhalb Jahre älteren Bruders Gottlieb Franz] zu fahren, obgleich mir noch ganz [†] war. – Gottlieb u Dorchen [dessen Frau] mit den Kindern fanden wir ganz munter, – wenn auch der Wind sich nicht wesentlich bessert. Am Montag wurde auf der Gunke eine förmliche Stern­warte mit Tubus, Barometer, Pendel, Thermo­meter, Compas u was sonst aufzu­treiben, aufge­stellt ;  anfangs war es bewölkt, dann lichtete es sich zur rechten Stunde auf, und wir genossen ein Himmels-Schauspiel, wie ich es noch nie gesehen. Denn die lokale Finsternis dauerte 56 Sekunden, und der Mond erschien mit einer herrlichen Strah­len­krone in dunkler Nacht, wo die Sterne am Himmel glänzten. Schweine u Schaafe liefen nach Hause, Hühner u Enten in die Ställe, der Storch breitete ängstlich die Flügel über das Nest aus. – Es war ein ungemein schöner Anblick, denn die ganze dunkle Himmels­färbung war eine ganz andere. Alle Beobach­tungen wurden zu Papier gebracht, und haben bereits ihren Weg an Busch in Königsberg genommen. Dorchen und Gottlieb lassen herzlich grüßen, Minchen [eine Schwester des ­Autors] ist mit dem zurück­keh­renden Wagen hinge­fahren. – Ich bin bis jetzt aus einem gewissen Trouble noch nicht heraus­ge­kommen, denn seit gestern währt das Königs­schießen, was morgen schließt. Meine Ehre und Aussicht auf den Königs­schuß habe ich schon verschossen, dagegen kann ich noch dazu kommen, da ich das Loos für Collegen Oloff [einen Thorner Stadtrat] zu schießen, gezogen habe. – Sehr schön soll sich die Sonnen­fins­ternis im botan. Garten, der ganz voll Besuchern gewesen gemacht haben, wenn sie auch nicht ganz total war. Ich habe drei hübsche Töpfchen gewonnen ;  eine Justitia. – Der Commandant ist gestern nach Königsberg zur Enthül­lungs­feier gefahren. Cramer ladet mich wiederholt ein hinzu­kommen. – In Stargard soll ein Syndikus der Stadt, in Vertretung des Bürger­meisters an der Spitze einer Deputation dem Könige eine so hitzige demokra­tische Anrede gehalten haben, daß der König ganz blas geworden, u seine Adjutanten den Redner ohne ihn zu Ende sprechen zu lassen, auf die Seite brachten. –

Ich werde so ziemlich alles geschrieben haben, und komme noch zur Erwiderung der Grüße von Mütterchen und Jettchen [der Mutter und einer Schwester von Emmy], und zur Versi­cherung, wie sehr ich mich freue, Sie alle wieder­zu­sehen, beim besten Wohlsein wieder­zu­finden. Dem Briefe aus Salzbrunn füge ich auch noch den von [†] bei, da dir darin ein Gruß abgestattet wird.

Sei recht fröhlich, gesund u munter und denke so oft meiner wie ich Deiner

Dein Theodor.

Sie schießen u blasen schon, – ich muß wieder hin – um abends spät zurück­zu­kommen – Johann ist sehr aufmerksam

Transkription des Textes: Andreas Koerner


Kommentierende Hinweise zum Brief vom 31. Juli 1851 und zu dessen Autor

Der Brief hat sich wie viele weitere Briefe, die Theodor Eduard Koerner (1810–1891) und seine Frau Emilie, geborene Meißner (1815–1861), mitein­ander wechselten, in bestem Zustand erhalten. Die Korres­pondenz befindet sich mit anderen privaten Unter­lagen im Staat­lichen Archiv in Thorn und wird dort unter dem Stichwort „Akta Koernerow“ aufbe­wahrt. Wie die Materialien dorthin gekommen sind, ist im Findbuch nicht mitgeteilt.

Den vorlie­genden Brief hat Koerner zu einem Zeitpunkt an Emilie geschrieben, an dem sie in Zgierz bei Lodz weilte. Ihr Vater hatte sein kleines Textil­un­ter­nehmen von Meseritz dorthin verlegt, weil die hohen Zölle an der Grenze zum Russi­schen Reich dem Textil­standort Meseritz ein Ende berei­teten. In Zgierz hatten Theodor Eduard und Emilie auch am 5. Februar 1848 gehei­ratet. In dem Brief wird zudem Emilies Schwester Henriette – „Jettchen“ – erwähnt. Ihr Mann war der Warschauer Apotheker Ferdinand Werner, ein Verwandter von Christian Wilhelm Werner, der in Zgierz eine für die Textil­in­dustrie Polens äußerst wichtige Schön­fär­berei gegründet hatte. (Seine Tochter Anna heiratete den Lodzer Textil-­Pionier Karl Scheibler.)

Theodor Eduard Koerner war 1842 zum Bürger­meister von Thorn gewählt worden. (In den Jahren 1848, 1854 und 1866 stellte er sich jeweils erfolg­reich zur Wiederwahl.) Später zog er auch als Abgeord­neter in den preußi­schen Landtag ein und musste daher öfters nach Berlin reisen. Briefe aus Berlin an Emilie haben sich aus den Jahren 1847, 1850 und 1854 erhalten.

Auch wenn Theodor Eduard Koerner 1851 in amtlicher Funktion als Bürger­meister von Thorn nach Bromberg gereist war, bot ihm diese Fahrt doch zugleich auch eine Wieder­be­gegnung mit Bekannten und Verwandten, denn er war nach seinem Jura­studium bis 1842 als Assessor am Bromberger Oberlan­des­ge­richt beschäftigt gewesen. Mit seinem Fachwissen als Jurist brachte er gute Voraus­set­zungen mit, um das Amt eines Bürger­meisters bekleiden zu können ;  denn die Entwicklung ging damals von einem Bürger­meister, der aus dem Kreis der Honora­tioren stammte und seine Aufgaben quasi ehren­amtlich erledigte, zum juris­tisch geschulten und professio­nell bezahlten Amtsin­haber – von der polizei­lichen Ordnungs­ver­waltung zur Leistungs­ver­waltung – über. Mithin musste die heute so selbst­ver­ständ­liche Infra­struktur damals erst noch geschaffen werden. Neben dem umfas­senden, staats­politisch hoch aufge­la­denen Projekt der Ostbahn waren gerade auch auf kommu­naler Ebene – von der Einrichtung einer Gasbe­leuchtung bis zum Bau von Schulen – etliche Projekte zu entwi­ckeln und zu reali­sieren. Diesen vielfäl­tigen Aufgaben ist Koerner während seiner langen Amtszeit in hohem Maße gerecht geworden.

Überdies initi­ierte er nach seiner Wahl 1842 einen Verschö­ne­rungs­verein, wurde 1844 erster Vorsit­zender der Kleinkinder-Bewahranstalt, gründete im gleichen Jahr den Zweig­verein der Gustav-Adolf-Stiftung und regte 1845 die Schaffung Allge­meiner Gesellen-Krankenkassen an ;  1848 schließlich förderte er nachdrücklich die Entstehung eines patrio­ti­schen Vereins für konsti­tu­tio­nelles Preußentum, der sich später in einen Preußen­verein verwandelte.

Bemer­kenswert ist darüber hinaus sein Einsatz für die Erhaltung histo­risch wertvoller Bauten. So veröf­fent­liche er – zum Wohle der Kleinkinder-Bewahranstalt – 1847 einen Führer durch Thorn, enthaltend eine historisch-politische Übersicht und ein vollstän­diges alpha­be­ti­sches Verzeichnis von allem was zur Kenntnis der Stadt und ihrer Denkwür­dig­keiten gehört. 1879 ließ er auch noch die Monographie Thorn, seine ehemalige Bedeut­samkeit und seine alten Baudenk­mäler folgen.

Zwei Jahre nach der denkwür­digen ersten Eisen­bahn­fahrt nach Bromberg wurde in Thorn übrigens das Kopernikus-Denkmal enthüllt. Auch hierzu hatte Koerner viel beigetragen und dafür gesorgt, dass die langwie­rigen Vorbe­rei­tungen endlich einen sehens­werten Abschluss fanden.

Andreas Koerner