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Eine Danziger Schriftstellerin der Kaiserzeit

Die Karriere der Elise Püttner

Elise Püttner – ist sie nicht die Dichterin des Märchens vom Thorner Pfefferkuchen? Tatsächlich ist bei einigen dieser Name immer noch nicht gänzlich verklungen. Alle anderen Veröffentlichungen von ihr, deren Todestag sich 2023 zum 100. Male jährt, werden von der Nachwelt jedoch kaum noch erinnert. Es erscheint aber durchaus lohnend, sich eingehender mit dem Œuvre dieser Frau zu beschäftigen, die sich immerhin über Jahrzehnte am Buchmarkt zu behaupten verstand.

Die Bio­gra­phie der am 5. August 1839 in Dan­zig gebo­re­nen und am 14. Juni 1923 in Zop­pot gestor­be­nen Johan­na Augus­ti­na Eli­se Pütt­ner bleibt in Bezug auf ihr pri­va­tes Leben und ihre Per­sön­lich­keit weit­ge­hend schat­ten­haft, und zwar in den bei­den, jeweils etwa 40 Jah­re umfas­sen­den Zeit­ab­schnit­ten ihres Lebens, von denen sie den ers­ten mit kür­ze­ren Unter­bre­chun­gen in Dan­zig und den zwei­ten in Zop­pot zuge­bracht hat; sie blieb ehe- und kin­der­los, in ihrem Nach­lass fand sich kein Tage­buch, und wei­te­re Doku­men­te sind eben­falls nicht über­lie­fert. Aller­dings hat sie als bekann­te und erfolg­rei­che Schrift­stel­le­rin sowie auf­grund ihres inten­si­ven zivil­ge­sell­schaft­li­chen Enga­ge­ments in ver­schie­de­nen Frau­en­ver­ei­nen ein öffent­li­ches Leben geführt, so dass sie für die Nach­welt zumin­dest als Autorin und Patrio­tin deut­li­che­re Kon­tu­ren gewinnt.

Von der höheren Tochter zur freien Autorin

Eli­se Pütt­ner kam in der Heilige-Geist-Gasse, im Haus Nr. 62, zur Welt. Sie war die ältes­te Toch­ter des aus Preu­ßisch Fried­land stam­men­den Robert Hil­mar Leo­pold Pütt­ner und der in Mari­en­wer­der gebo­re­nen Johan­na Marie Loui­se Knop­muss. Von der Kind­heit weiß man nichts Nähe­res. Vage Infor­ma­tio­nen bezie­hen sich erst auf die schu­li­sche Bil­dung und die anschlie­ßen­den Stu­di­en­jah­re und fin­den sich z. B. in Franz Brüm­mers Lexi­kon der deut­schen Dich­ter und Pro­sa­is­ten vom Beginn des 19. Jahr­hun­derts bis zur Gegen­wart. Dort heißt es – in der 1913 erschie­ne­nen 6. Auf­la­ge – im 5. Bd. (S. 370), dass Eli­se Pütt­ner »infol­ge der öfte­ren Ver­set­zun­gen ihres Vaters« sowohl in Mari­en­wer­der als auch auf den höhe­ren Töch­ter­schu­len in Dan­zig und Thorn unter­rich­tet wor­den sei und ab 1859 wie­der in Dan­zig leb­te, dass sie eini­ge Zeit spä­ter für ein Jahr bei einer befreun­de­ten Fami­lie in Thü­rin­gen weil­te und dann nach Paris ging, wo sie Fran­zö­sisch lern­te und an der Sor­bon­ne kunst­his­to­ri­sche Vor­le­sun­gen hörte.

1868 war Eli­se jedoch plötz­lich gezwun­gen, den ihr vor­ge­zeich­ne­ten Weg einer »höhe­ren Toch­ter« aus groß­bür­ger­li­chen Krei­sen zu ver­las­sen: In die­sem Jahr starb ihre Mut­ter, und der Vater erwar­te­te von sei­ner ältes­ten Toch­ter, dass sie ihm den Haus­halt führ­te und sich um die Geschwis­ter küm­mer­te. In Dan­zig besuch­te sie zwar noch das Leh­rer­se­mi­nar und absol­vier­te sogar die Abschluss­prü­fung, aber die­sen Beruf, den unver­hei­ra­te­te Frau­en regel­mä­ßig erlern­ten, weil er ihnen ein hin­läng­li­ches Aus­kom­men sichern konn­te, nahm sie gar nicht erst auf. 

Statt­des­sen begann sie nun ab den 1870er Jah­ren eine Art Privat­studium der Geschich­te und Kul­tur ihrer Hei­mat­stadt und fand dabei Men­to­ren in dem evan­ge­li­schen Pfar­rer und Stadt-Archivar Ernst August Karl Bert­ling (1838–1893) und dem (1857 in Ber­lin habi­li­tier­ten) Volks­kund­ler, Mytho­lo­gen und Biblio­the­kar Johann Wil­helm Ema­nu­el Mann­hardt (1831–1880). In die­ser Zeit hat­te sie 1869 auch bereits ihr ers­tes Buch ver­öf­fent­licht: das Dan­zi­ger Weih­nachts­mär­chen Was ein Pomu­chel der Groß­ma­ma für sei­ne lie­ben klei­nen Lands­leu­te erzählt hat

Die­se stil­si­cher geschrie­be­ne, stim­mungs­vol­le Geschich­te gewinnt die Autorin aus einer ori­gi­nel­len Kom­bi­na­ti­on und Bear­bei­tung von Moti­ven des Dan­zi­ger Sagen­schat­zes. Der anti­ke Mythos vom Erid­a­nos, vom gro­ßen Fluss am Ende der Welt, den schon das grie­chi­sche Alter­tum nicht ein­deu­tig zu loka­li­sie­ren wuss­te, wird spä­ter­hin auch auf die Radau­ne pro­ji­ziert. Hier sol­len – wie es Eli­se Pütt­ner dann 1887 in ihrem Rei­se­füh­rer durch das Ost­see­bad Zop­pot for­mu­liert – die Helia­den, die ihren Bru­der Phae­ton bewei­nen, »zu ›Pap­peln‹ und die ihnen unauf­halt­sam ent­strö­men­den Thrä­nen zu Bern­stein ver­wan­delt wor­den sein« (S. 7). Auf die­se Zusam­men­hän­ge spielt die Geschich­te der phö­ni­zi­schen Königs­toch­ter Eri­da an, die die Groß­mutter von ihrem »Gewährs­mann«, einem – in der Kaschub­ei als Spei­se­fisch äußerst belieb­ten – Pomu­chel, erfah­ren haben will und nun kurz vor Weih­nach­ten ihrer Enke­lin erzählt: Eri­da, die auf Hela erscheint und in die Gestalt eines Hun­des ver­zau­bert wur­de, besteht eine Rei­he von Aben­teu­ern, kann dabei die Toch­ter des Her­zogs von Dan­zig ret­ten und wird, als ihr der glück­li­che Vater als Dan­kes­zei­chen eine Bern­stein­ket­te umhängt, von ihrem Bann erlöst. Nach einem kur­zen Auf­ent­halt in Phö­ni­zi­en kehrt die Prin­zes­sin mit ihrem Vater an die Ost­see zurück, grün­det auf Hela ein Gemein­we­sen und errich­tet dort ein statt­li­ches Schloss.

Mit die­ser Ver­öf­fent­li­chung hat­te Eli­se Pütt­ner für die Zukunft den ent­schei­den­den Schritt von der gesell­schaft­li­chen Sicher­heit des Leh­re­rin­nen­be­rufs zu einer weni­ger gebun­de­nen Exis­tenz einer frei­en Autorin voll­zo­gen – wobei das damit ein­her­ge­hen­de Risi­ko des wirt­schaft­li­chen Schei­terns durch ihr Leben inner­halb des väter­li­chen Haus­halts deut­lich gemin­dert wur­de. Auf die­sen Rück­halt war sie aller­dings kaum ange­wie­sen, weil bereits ihre ers­te Publi­ka­ti­on gro­ße Reso­nanz fand. 

Eine erfolgreiche Dichterin

Der Erfolg ihres Erst­lings­werks bestärk­te Eli­se Pütt­ner dar­in, der Gat­tung des Mär­chens wei­te­re Facet­ten abzu­ge­win­nen. Dabei wähl­te sie ein typisch west­preu­ßi­sches Gebäck zum Aus­gangs­punkt ihrer nächs­ten Geschich­te: die berühm­ten und gera­de bei Kin­dern höchst belieb­ten »Thor­ner Kath­rin­chen«, die Eli­se Pütt­ner gewiss wäh­rend ihrer Zeit, in der sie in Thorn zur Schu­le gegan­gen war, vor Ort ken­nen­ge­lernt hat­te. Sie lässt ein Wai­sen­kind, den Jun­gen Gott­lieb, der cha­rak­ter­lich noch unge­fes­tigt ist und Musi­kant wer­den soll, eine Rei­he von Aben­teu­ern bestehen. Dank die­sen »Aven­tures« durch­läuft Gott­lieb einen Bil­dungs­pro­zess; bei ihm wächst der Wunsch, den Beruf eines Kon­di­tors zu erler­nen, und als er auf einer der Sta­tio­nen sei­ner mär­chen­haf­ten Rei­se bis in die Schweiz der Elfen­kö­ni­gin einen gro­ßen Dienst erwei­sen kann und sie ihm aus Dank­bar­keit das Geheim­nis der Pfefferkuchen-Produktion anver­traut, lässt er sich in Thorn nie­der und begrün­det dort die Tra­di­ti­on der Lebkuchen-Bäcker:

Bald war Gott­lieb weit über die Gren­zen sei­nes Vater­lan­des berühmt. Die Köni­ge und Fürs­ten, die Armen und Gerin­gen prie­sen ihn gleich sehr und fei­er­ten kein Fest, beson­ders nicht das lie­be Weih­nachts­fest, ohne sein Fabri­kat, das ihn die Elfen gelehrt, und so ist es bis auf den heu­ti­gen Tag geblieben.

Eli­se Pütt­ner: Das Mär­chen vom Thor­ner Pfef­fer­ku­chen, Dan­zig, 2. Aufl. 1912 (= Erzäh­lun­gen aus der Ost­mark. VII.), S. 93.

Die­ses Mär­chen vom Thor­ner Pfef­fer­ku­chen erschien 1872. Es fand beim Lese­pu­bli­kum begeis­ter­te Auf­nah­me und wur­de zu Leb­zei­ten der Ver­fas­se­rin mehr­mals nach­ge­druckt. Mit die­sem Büch­lein konn­te sie sich in der Öffent­lich­keit als Dich­te­rin fest eta­blie­ren. 2019 wur­de in Thorn sogar eine pol­ni­sche Über­set­zung publi­ziert (»Baśń o toruńs­kich piernikach«).

Zugleich trat Eli­se Pütt­ner nun aber auch durch ihr kari­ta­ti­ves Wir­ken her­vor. Schon wäh­rend des Deutsch-Französischen Krie­ges sorg­te sie sich um die Fami­li­en der Sol­da­ten, sie enga­gier­te sich im Vater­län­di­schen Frau­en­ver­ein sowie in wei­te­ren Frau­en­or­ga­ni­sa­tio­nen und arbei­te­te inner­halb der Dan­zi­ger Abtei­lung des Deut­schen Roten Kreu­zes mit. Für ihr Wir­ken erhielt sie die »Kriegs­denk­mün­ze für die Feld­zü­ge 1870/71 für Nicht­kom­bat­tan­ten«. Dass sich Eli­se Pütt­ner wohl­tä­ti­gen Auf­ga­ben auch wei­ter­hin ste­tig und mit gro­ßer Hin­ga­be wid­me­te, zeigt sich dar­in, dass sie 1887 – inzwi­schen in Zop­pot hei­misch gewor­den – die dor­ti­ge Abtei­lung des Vater­län­di­schen Frau­en­ver­eins mit­be­grün­de­te und ihr die 1897 bzw. 1898 gestif­te­ten Aus­zeich­nun­gen der »Zen­ten­ar­me­dail­le« und der »Rote Kreuz-Medaille« ver­lie­hen wurden.

Lite­ra­risch ver­such­te Eli­se Pütt­ner, ihr Pro­fil als Märchen-­Autorin noch wei­ter zu schär­fen, und leg­te 1873 nach dem Pomu­chel ein zwei­tes »Weih­nachts­mär­chen« vor. Anschei­nend hat sich der Ver­lag von Theo­dor Bert­ling, der ihre ers­ten bei­den Bücher betreut hat­te, dar­an aber nicht inter­es­siert gezeigt; denn Ein Herz von Mar­zi­pan, so der Titel, erschien im Selbst­ver­lag – was wie­der­um auf eine respek­ta­ble Höhe der Ein­künf­te aus den bis­he­ri­gen Tan­tie­men zu schlie­ßen erlaubt. In die­ser didak­ti­schen Geschich­te geht es um Alma, ein stör­ri­sches und undank­ba­res Mäd­chen, das ein ihr geschenk­tes Mar­zi­pan­herz miss­ach­tet. Nach­dem es aber in einem bedrän­gen­den Traum in Gefan­gen­schaft gera­ten ist und Zwän­ge und Demü­ti­gun­gen durch­lebt hat, wan­delt es sich zum Guten und weiß das Prä­sent nun wertzuschätzen.

Eine kundige Kulturvermittlerin

Par­al­lel zu ihrer Märchen-Produktion kul­ti­vier­te die Autorin einen wei­te­ren Zweig ihrer schrift­stel­le­ri­schen Nei­gun­gen und Fähig­kei­ten: das Feuil­le­ton. Schon wäh­rend ihrer Zeit in Paris hat­te sie – nach Aus­weis des schon zitier­ten Lexi­ko­gra­phen Franz Brüm­mer – zuwei­len Bei­trä­ge für die Dan­zi­ger Zei­tung ver­fasst, und ihre kunst­his­to­ri­schen Kom­pe­ten­zen sowie ihre ergän­zen­den pri­va­ten his­to­ri­schen Stu­di­en gaben ihr als begab­ter Schrift­stel­le­rin nun die Mög­lich­keit, kul­tu­rel­le The­men fach­lich durch­aus anspruchs­voll, aber auch unter­halt­sam zu erschlie­ßen. So erschien 1875 (S. 271–274, H. 16) ein Auf­satz von ihr in jenem Illus­trir­ten [!] Fami­li­en­blatt, das den anhei­meln­den Titel Die Gar­ten­lau­be trug und als ers­tes Mas­sen­blatt der Kai­ser­zeit in die­sem Jahr die für die­se Zeit schwin­del­erre­gen­de Auf­la­gen­hö­he von 382.000 Exem­pla­ren erreich­te. Dass Eli­se Pütt­ner einen Bei­trag in die­ser Zeit­schrift ver­öf­fent­lich­te, trug somit nicht uner­heb­lich zu ihrem Renom­mee bei.

In ihrem Bei­trag schlägt sie ein The­ma an, bei dem sie ihre detail­lier­ten kunst­his­to­ri­schen und stadt­ge­schicht­li­chen Kennt­nis­se vor­züg­lich mit­ein­an­der zu ver­schmel­zen ver­mag. Sie wen­det sich dem inzwi­schen wie­der­erstan­de­nen Bau­werk des frü­he­ren Dan­zi­ger Fran­zis­ka­ner­klos­ters zu, in dem am 1. März 1873 fei­er­lich das Stadt­mu­se­um Dan­zig eröff­net wor­den war. Dabei geben ihre Aus­füh­run­gen zu erken­nen, mit wel­cher Leich­tig­keit und Geschick­lich­keit Eli­se Pütt­ner einen redak­tio­nell zwar begrenz­ten, aber doch groß­zü­gig dis­po­nier­ten Text von vier Druck­sei­ten abwechs­lungs­reich gestal­tet und wie sou­ve­rän ihr Stil zwi­schen Aus­drucks­wei­sen eines Berichts, Essays oder Kom­men­tars changiert. 

Zudem signa­li­siert schon der Titel – Pracht­stück alt­deut­scher Archi­tec­tur im Nor­den –, dass die Autorin ihre Lese­rin­nen und Leser für ihre Stadt zu gewin­nen sucht. Zunächst preist sie die Vor­tei­le des erheb­li­chen Moder­ni­sie­rungs­schubs, der durch den Bau der Kana­li­sa­ti­on sowie der Pran­ge­nau­er Was­ser­lei­tung aus­ge­löst wor­den ist, bedenkt dabei aller­dings auch, dass aus Rück­sicht auf den »drän­gen­den trei­ben­den Ver­kehr der Jetzt­zeit« auch »eine cha­rak­te­ris­ti­sche Schön­heit der Stadt zum Opfer gefal­len« ist:

So schmerz­voll Dan­zig sei­ne Bei­schlä­ge mit den kunst­vol­len Balus­tra­den von Stein und mes­sing­ge­zier­ten Eisen­git­tern, den gewal­ti­gen Löwen und Gra­nit­ku­geln an den Aus­läu­fern ihrer Stein­stu­fen dem all­ge­mei­nen Inter­es­se geop­fert hat, so schmerz­lich wird sie der Gast ver­mis­sen, der Auge und Ver­ständ­niß für die­se sel­te­nen archi­tek­to­ni­schen Schät­ze hat­te, die stolz-trotzig den Sinn des alten Dan­zi­ger Patri­cier­th­ums illus­trir­ten. (S. 271)

Des Wei­te­ren wid­met sich die Autorin der Auf­ga­be, ihre Leser­schaft für das Fran­zis­ka­ner­klos­ter zu inter­es­sie­ren, weil von ihm »bis­her kein kunst­ge­schicht­li­ches Werk« berich­tet hat. »Und das ist natür­lich, denn erst der neu­en Zeit war die Ent­de­ckung sei­ner kunst­his­to­ri­schen Bedeu­tung, der aller­neu­es­ten sein Auf­er­we­cken aus Schutt und Graus zu ver­jüng­ter Schön­heit vor­be­hal­ten« (ebda).

Zunächst aber heißt es: »Blät­tern wir, ehe wir sei­ne Hal­len betre­ten, einen Augen­blick in den geschicht­li­chen Auf­zeich­nun­gen die­ses Klos­ters« (ebda). Mit die­sen Wor­ten wer­den die Leser nicht nur ein­ge­la­den, die Ent­wick­lung der Ordens­nie­der­las­sung in Dan­zig, son­dern vor allem auch die wech­sel­haf­te Geschich­te des Bau­werks bis zu sei­nem Nie­der­gang durch die Nut­zung als preu­ßi­sche Gar­ni­son ken­nen­zu­ler­nen. Sodann aber erklingt – mit der Ges­te einer freund­li­chen Frem­den­füh­re­rin – die Auf­for­de­rung: »Tre­ten wir näher« (S. 273). Nun steht das Gebäu­de im Mit­tel­punkt und kann von den Lesern bzw. vir­tu­el­len Besu­chern Stock­werk für Stock­werk und Raum für Raum erkun­det wer­den. Auf die­sem Wege erfah­ren sie beispielsweise:

Der herr­lichs­te und durch sei­ne Schick­sa­le merk­wür­digs­te Raum des Klos­ters ist der Con­ven­trem­ter. Man gelangt zu ihm durch den Trep­pen­haus­an­bau und die Vor­hal­le, auf wel­che das gro­ße Refec­to­ri­um mün­det. Wie eine Lilie anmut­hig ent­fal­tet sich sein impo­san­tes Gewöl­be auf einer ein­zi­gen Säu­le. Und hier in die­sem köst­li­chen Saa­le waren die Laza­reth­kü­chen ein­ge­baut gewe­sen! (S. 274)

Solch einen ver­bind­li­chen, zuge­wand­ten Ton anzu­schla­gen, kom­pe­tent und begriffs­si­cher kom­ple­xe Zusam­men­hän­ge zu erschlie­ßen und dabei zugleich so maß­voll vor­zu­ge­hen, dass die gespann­te Auf­merk­sam­keit der Leser, bes­ser: vir­tu­el­len Besu­cher, nicht erlahmt – damit qua­li­fi­zier­te sich Eli­se Pütt­ner als Autorin für einen Text­ty­pus, der ihr spä­ter ein wei­te­res Feld ihrer schrift­stel­le­ri­schen Tätig­kei­ten eröff­nen sollte.

Eine neue, lukrative Sparte des regionalen Buchmarkts 

1881 oder 1882 über­sie­del­te Eli­se Pütt­ner mit ihrem inzwi­schen pen­sio­nier­ten Vater und drei Schwes­tern nach Zop­pot. Dort griff sie auf einen Roman zurück, den sie schon 1880 in der höchst popu­lä­ren Form des Fort­set­zungs­ro­mans in der Dan­zi­ger Zei­tung ver­öf­fent­licht hat­te und der den Titel Kon­rad Letz­kau und sei­ne Toch­ter trug. Die­sen »Roman aus dem Anfan­ge des 15. Jahr­hun­derts« ließ die Autorin 1887 in drei Bän­den erschei­nen. Mit die­ser geschlos­se­nen Prä­sen­ta­ti­on eines anspruchs­vol­len Werks such­te sie anschei­nend Anschluss an ein belieb­tes Gen­re der Bel­le­tris­tik in der Kai­ser­zeit zu fin­den: an den his­to­ri­schen Roman. In der zwei­ten Hälf­te des neun­zehn­ten Jahr­hun­derts ver­öf­fent­lich­ten ihre in West­preu­ßen leben­den Alters­ge­nos­sin­nen Julie Burow (d. i. Pfan­nen­schmidt [1806–1868]) (Ein Bür­ger­meis­ter, 1862), Cla­ra Quandt (1841–1919) (Johan­nes Kna­des Selbst­er­kennt­nis, 1880; Die Polen in Dan­zig, 1881) und Anna Con­w­entz (1858–1912) (Auf­zeich­nun­gen eines Dan­zi­ger Klos­ter­bru­ders, 1891) auch his­to­ri­sche Roma­ne über Dan­zig, und von Ernst Wichert (1831–1902) war 1881 der drei­bän­di­ge Roman Hein­rich von Plau­en erschie­nen, in des­sen Plot der Dan­zi­ger Bür­ger­meis­ter Kon­rad Letz­kau eben­falls als han­deln­de Figur auf­taucht und auch der hin­ter­häl­ti­ge Mord, dem er, Bür­ger­meis­ter Arnold Hecht sowie der Rats­herr Bar­tho­lo­mä­us Groß am 5. April 1411 auf der Kom­tu­rei­burg zu Dan­zig zum Opfer fie­len, wird hier natur­ge­mäß the­ma­ti­siert. Eine wei­te­re Par­al­le­le ergibt sich sogar bei der Wahl des Ver­le­gers: Eli­se Pütt­ner ver­trau­te ihren Roman dem Leip­zi­ger Carl Reiß­ner Ver­lag an, in dem sechs Jah­re zuvor bereits Wicherts Hein­rich von Plau­en erschie­nen war.

Die Publi­ka­ti­on ent­sprach somit gänz­lich dem Zeit­geist und folg­te auch den geläu­fi­gen Erzähl­stra­te­gien. Zudem hat­te die Autorin die Grund­struk­tur der viel­fäl­tig aus­ge­stal­te­ten epi­schen Hand­lung kor­rekt an den Schil­de­run­gen und Wer­tun­gen der älte­ren Stadt­his­to­ri­ker ori­en­tiert und setz­te durch die eigens ent­fal­te­te Geschich­te von Letz­kaus Toch­ter einen ori­gi­nel­len zusätz­li­chen Akzent. Gleich­wohl fand die­ser Roman kei­ne unge­teil­te Zustim­mung und dürf­te sei­ne Ver­fas­se­rin kaum ermu­tigt haben, den Weg einer Roman­ciè­re weiterzuverfolgen.

Die­ser Ver­zicht ist der Autorin gewiss nicht schwer­ge­fal­len, denn im glei­chen Jahr, in dem die Buch­ver­si­on des »Letzkau«-Romans ver­öf­fent­licht wur­de, 1887, erschien Eli­se Pütt­ners Publi­ka­ti­on zum Ost­see­bad Zop­pot bei Dan­zig, mit der – als № 1 – zugleich das Dan­zi­ger Verlags- und Druck­haus von A. W. Kafe­mann sei­ne Rei­he Nord­ost­deut­sche Städ­te und Land­schaf­ten eröff­ne­te. Das Buch über Zop­pot rich­tet sich an die Som­mer­gäs­te, die aus dem gan­zen Reichs­ge­biet kom­men, weil sie, anders als frü­he­re Gene­ra­tio­nen, nun »mit Bewusst­sein und wei­te­rer Macht stre­ben, Leib und See­le gesund zu baden im Urquel­le des Schö­nen, – in der Natur« (S. 63). Das Büch­lein hat aller­dings noch vor­nehm­lich den Cha­rak­ter einer Orts­mo­no­gra­phie, denn die Autorin erläu­tert »Das moder­ne Zop­pot« – illus­triert mit acht ganz­sei­ti­gen Foto­gra­fien – auf nur knapp 30 Pro­zent der rei­nen Text­sei­ten. Die übri­gen ver­wen­det sie für die his­to­ri­sche Dar­stel­lung der »Küs­te von Zop­pot in ältes­ter und alter Zeit« sowie für die Schil­de­rung von »Zop­pot im Mit­tel­al­ter« und von »Zop­pots neuere[r] Geschichte«. 

Im fol­gen­den Jahr voll­zog Eli­se Pütt­ner den Über­gang zu einem »Rei­se­füh­rer« im enge­ren Sin­ne, und zwar mit dem Titel Dan­zig – ehe­ma­li­ge Freie Reichs- und Han­se­stadt, jetzt Haupt­stadt der Pro­vinz West­preus­sen, den der Ver­lag A. W. Kafe­mann als № 2 sei­ner neu­en Buch­rei­he ver­öf­fent­lich­te. Hier stellt sie als »Ers­te Abt­hei­lung« einen in vier Abschnit­te geglie­der­ten und 26 Sei­ten benö­ti­gen­den »Abriss der Geschich­te Dan­zigs von sei­nem Ursprung bis auf die neu­es­te Zeit« vor­an. Dar­auf­hin folgt die »Zwei­te Abt­hei­lung« – »Die Sehens­wür­dig­kei­ten Dan­zigs« –, die ihrer­seits nun in einer deut­lich ver­scho­be­nen Pro­por­ti­on 84 Sei­ten (ein­schließ­lich 19 Illus­tra­tio­nen) umfasst und damit hin­läng­li­chen Raum bie­tet für die Beschrei­bung von sie­ben unter­schied­li­chen Rou­ten, auf denen sich die Besu­cher die Stadt in ihrer Viel­falt erschlie­ßen kön­nen – sei es auf einem Rund­gang oder einer Wan­de­rung, sei es auf einem Wall­spa­zier­gang oder sei es bei einer Boots­fahrt auf der Mott­lau und Weich­sel. Abge­run­det wer­den die­se Stadt­er­kun­dun­gen durch zwei Abschnit­te, die Hans Mem­lings Jüngs­tem Gericht sowie »Einige[n] Inschrif­ten an Pri­vat­häu­sern« gewid­met sind. 

Im Jah­re 1888 begann der Ver­lag mit dem Erschei­nen die­ses zwei­ten Bands zugleich, die Rei­he der Nord­ost­deut­schen Städ­te und Land­schaf­ten zügig zu erwei­tern und west­preu­ßi­sche »Rei­se­füh­rer« als fes­te Grö­ße inner­halb des Buch­an­ge­bots zu eta­blie­ren. In kur­zer Fol­ge erschie­nen nun bei­spiels­wei­se Füh­rer zu Elb­ing (№ 3) und Königs­berg (№ 4), zum Sam­län­di­schen Ost­see­strand (№ 5) und zum Kuri­schen Haff (№ 6) sowie zu Mari­en­burg (№ 7), so dass nur zwei Jah­ren spä­ter schon die – wie­der­um von Eli­se Pütt­ner ver­fass­te – № 8, Jäsch­ken­tal und der Johan­nis­berg bei Dan­zig, her­aus­ge­ge­ben wer­den konn­te. (Unter dem Titel »Jaś­ko­wa Doli­na i Góra Jana nie­o­po­dal Gdańs­ka« wur­de das Buch übri­gens 2015 in einer pol­ni­schen Über­set­zung neu­er­lich publi­ziert.) Mit die­ser Serie reagier­te der Kafemann-Verlag auf die sich deut­lich abzeich­nen­de Ten­denz der 1880er Jah­re, im Zuge der brei­te­ren Nach­fra­ge von Som­mer­frisch­lern nach loh­nen­den Rei­se­zie­len den ein­zel­nen Orten und Städ­ten ein kla­res Pro­fil zu ver­lei­hen und ihre Attrak­ti­vi­tät her­vor­zu­he­ben. Vor die­sem Hin­ter­grund wird unmit­tel­bar plau­si­bel, war­um sich im »Danzig«-Führer auch ein aus­ge­dehn­ter, farb­lich abge­setz­ter Teil fin­det, in dem über 20 Sei­ten lang Dan­zi­ger Fabri­kan­ten, Händ­ler und Dienst­leis­ter für ihre Pro­duk­te und Ange­bo­te wer­ben. Im Pro­zess der Kom­mer­zia­li­sie­rung von Frei­zeit über­nah­men die Inse­ren­ten damit eine eigen­stän­di­ge Rolle.

Nicht zuletzt zeigt die­se rasch expan­die­ren­de Buch­rei­he frei­lich auch, dass in die­sen Jah­ren »West­preu­ßen« gezielt und gera­de­zu sys­te­ma­tisch als Rei­se­land erschlos­sen wur­de; – und an die­sem Vor­ha­ben nahm Eli­se Pütt­ner in den fol­gen­den mehr als zwei Jahr­zehn­ten regen Anteil. 1901 erschien ein Klei­ner Füh­rer durch Dan­zig […] mit 12 Illus­tra­tio­nen und Plä­nen von Stadt und Umge­bung, der das »Geschicht­li­che« auf gut drei Sei­ten abhan­delt und dann inner­halb des umfang­rei­chen Kapi­tels über die »Stadt mit ihren Sehens­wür­dig­kei­ten« die Inter­es­sen von Gäs­ten mit einem begrenz­ten Zeit­kon­tin­gent berück­sich­tigt und ihnen die Mög­lich­keit eröff­net, die wich­tigs­ten Punk­te Dan­zigs und sei­ner Umge­bung in vier Tages­tou­ren auf­zu­su­chen. Zusätz­lich bie­tet das Büch­lein nicht nur einen Anzei­gen­teil, der nahe­zu die Hälf­te des Gesamt­um­fangs aus­macht, son­dern zusätz­lich einen redak­tio­nel­len sie­ben­sei­ti­gen »Anhang« mit man­nig­fa­chen Infor­ma­tio­nen: von »Hôtels«, Bier­hal­len oder »Cafés und Con­di­to­rei­en« über Bäder, Gar­ten­lo­ka­le, Kunst- und wis­sen­schaft­li­che Samm­lun­gen oder Thea­ter bis zu »Con­su­la­ten«, Ban­ken, Kran­ken­häu­sern und »Dan­zi­ger Spe­cia­li­tä­ten«. Das gesam­te Kon­zept ist folg­lich erheb­lich direk­ter auf die kon­kre­ten indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­se eines Besu­chers hin zugeschnitten.

Einen wei­te­ren Bei­trag zum ein­schlä­gi­gen Sor­ti­ment des Ver­la­ges A. W. Kafe­mann leis­te­te Eli­se Pütt­ner mit ihrem Füh­rer durch Luft­kur­ort und See­bad Oli­va – mit der ehe­ma­li­gen Zisterzienser-­Abtei glei­chen Namens, der 1904 als № 14 in die Rei­he der Nord­ost­deut­schen Städ­te und Land­schaf­ten auf­ge­nom­men wur­de. Zwei Jah­re spä­ter (1906) leg­te die Autorin schließ­lich eine Neu­fas­sung ihres Danzig-Führers – der № 2 – vor, in der sie eine Fül­le prak­ti­scher Hin­wei­se gibt und zugleich ein­ge­hen­de Erläu­te­run­gen der Sehens­wür­dig­kei­ten und der his­to­ri­schen Grund­la­gen bie­tet. Zudem kon­zen­triert sie sich nicht allein auf die Haupt­stadt, son­dern nimmt auch ande­re bedeu­ten­de Kreis­städ­te kurz in den Blick. Dadurch gelang es der Autorin, aus ihren bis­he­ri­gen publi­zis­ti­schen Ansät­zen gleich­sam die Sum­me zu zie­hen und einen unter­schied­li­chen Inter­es­sen genü­gen­den und die gan­ze Pro­vinz erfas­sen­den Reise- und Frem­den­füh­rer durch West­preus­sen zu veröffentlichen.

Nicht gänz­lich über­gan­gen wer­den soll, dass Eli­se Pütt­ner zu die­ser Zeit auch noch ein­mal einen poe­ti­schen Text ver­fasst hat: das Libret­to für das Ora­to­ri­um Das Schloß am Meer, das von Franz Johann Carl Joet­ze (1839–1914) ver­tont und am 15. Febru­ar 1906 im Zop­po­ter Kur­haus urauf­ge­führt wur­de. Dabei zeig­te sich die Dich­te­rin durch­aus als experimentier- und nicht zuletzt risi­ko­freu­dig, denn bis dahin hat­te sie sich noch nie­mals mit den Mög­lich­kei­ten und Anfor­de­run­gen der Vers­form auseinandergesetzt.

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Mit dem viel­ge­le­se­nen Mär­chen vom Thor­ner Pfef­fer­ku­chen und den Reise- und Frem­den­füh­rern, an deren Ent­wick­lung Eli­se Pütt­ner sich rege betei­lig­te, ver­füg­te die Autorin über einen Fun­dus, der ihr den Zufluss von Tan­tie­men garan­tier­te: allein der Danzig-­Führer erleb­te bis zum Jah­re 1910 sechs Auf­la­gen. Gleich­wohl setz­te sie auch nach der Jahr­hun­dert­wen­de die stets wei­ter­be­trie­be­ne jour­na­lis­ti­sche Tätig­keit – vor­nehm­lich in der Dan­zi­ger Zei­tung, spä­ter­hin auch in der Zop­po­ter Zei­tung – fort und sicher­te sich dank den Hono­ra­ren regel­mä­ßi­ge Ein­nah­men für ihren Lebens­un­ter­halt – und ver­mut­lich auch für den­je­ni­gen eini­ger ihrer Schwes­tern, mit denen sie nach dem Tode des Vaters (1892) über lan­ge Zeit zusammenlebte.

Greif­bar sind in den Zei­tungs­ar­chi­ven bei­spiels­wei­se die Jahr­gän­ge 1920 bis 1923 der Zop­po­ter Zei­tung, die die Bei­trä­ge aus den letz­ten Lebens­jah­ren der nun schon hoch­be­tag­ten Publi­zis­tin umfas­sen. Die The­men der Arti­kel rei­chen von schwärmerisch-­poetischen Schil­de­run­gen einer »Far­ben­sym­pho­nie am Him­mel bei Son­nen­un­ter­gang« über ver­glei­chen­de Betrach­tun­gen zwi­schen dem alten und dem neue Zop­pot bis zu patrio­ti­schen Appel­len, sich den sozia­len Pro­ble­men der Gegen­wart zu stel­len und dabei vor allem die Arbeit der Frau­en­ver­ei­ne zu unter­stüt­zen – denn, so stell­te Eli­se Pütt­ner fest, nach dem Krie­ge lie­ge der Wie­der­auf­bau des Vater­lan­des nun in der Hand der deut­schen Frau. Im Spek­trum der poli­ti­schen Posi­tio­nen schließ­lich blieb sie wei­ter­hin – und als West­preuß­in nach der Umset­zung der in Ver­sailles beschlos­se­nen »Vier­tei­lung« der Pro­vinz erst recht – ihren deutsch­na­tio­na­len Über­zeu­gun­gen treu. So gab sie in einem Bei­trag der zuver­sicht­li­chen Hoff­nung Aus­druck, dass »die Mari­en­burg nicht nur ein her­vor­ra­gen­des Bau- und Kunst­denk­mal im Osten«, son­dern »auch als Wahr­zei­chen des Deutsch­tums immer­dar ein Klein­od der Ost­mark« blei­ben möge.

Bei aller Unter­schied­lich­keit der The­men und Inten­tio­nen bestä­tigt die Lek­tü­re die­ser spä­ten jour­na­lis­ti­schen Arbei­ten das ver­trau­te Bild einer stil­si­che­ren, dif­fe­ren­ziert wie prä­gnant for­mu­lie­ren­den Schrift­stel­le­rin, die trotz ihres sprach­li­chen Anspruchs ihre Leser nie aus dem Blick ver­liert. Eli­se Pütt­ner gelang es somit, bis zum Ende ihres Lebens als Publi­zis­tin im öffent­li­chen Dis­kurs prä­sent zu blei­ben. Sicher­lich: Einer Autorin von Roma­nen, die dem Zeit­ge­schmack gehorch­ten, einer Jour­na­lis­tin sowie auch ­einer Ver­fas­se­rin von Rei­se­füh­rern, die natur­ge­mäß rasch ver­al­ten, flicht die Nach­welt – um Fried­rich Schil­lers Wort aus dem Pro­log zu Wal­len­steins Lager zu vari­ie­ren – eben­so wenig Krän­ze wie dem Mimen (wenn­gleich sich heut­zu­ta­ge in Polen ein neu­es kul­tur­ge­schicht­li­ches Inter­es­se zu for­mie­ren scheint). Gleich­wohl bil­det die­se ­Autorin eine bedeu­ten­de Reprä­sen­tan­tin für den enge­ren Bereich einer spe­zi­fisch west­preu­ßi­schen Lite­ra­tur­ge­schich­te sowie ein anschau­li­ches Bei­spiel für die Mög­lich­kei­ten von Frau­en in der Kai­ser­zeit, den – ein­ge­stan­de­ner­ma­ßen noch engen – Spiel­raum für ihre krea­ti­ven Bega­bun­gen als Grund­la­ge für eine sozi­al respek­tier­te und wirt­schaft­lich eigen­stän­di­ge Exis­tenz zu nutzen.

Janusz Mosa­kow­ski