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Die Elbinger Innenstadt heute

Uralter Stadtplan – Neue Häuser – Unbebaute Grundstücke

Von Hans-Jürgen Schuch

Die Alt­stadt war 1945 zu 95% ver­nich­tet. Auch die im obe­ren Bild­teil zu sehen­den Tei­le der Jakobs­vor­stadt und der Neu­stadt waren von den Kämp­fen ähn­lich stark betrof­fen. Die Schräg­auf­sicht aus der Luft zeigt vor allem den Wie­der­auf­bau und die noch immer recht gro­ßen frei­en Flä­chen in der Alt­stadt. Wäh­rend etli­che Par­zel­len noch bebaut wer­den sol­len, wird die Par­tie unten rechts am Fluss Elb­ing, zwi­schen den bei­den Alt­stadt­brü­cken, der Bevöl­ke­rung jetzt als Erho­lungs­ge­biet dienen.

Ganz links führt an einer gro­ßen Schichau-Halle vor­bei die Alt­städ­ti­sche Wall­stra­ße zum Markt­tor. Es wur­de 1319 errich­tet, brann­te 1945 aus und ist nun mit einem neu­en Dach­ab­schluss aus­ge­stat­tet, der dem­je­ni­gen zur Ordens­zeit ähn­lich ist. Die­ses alte Wahr­zei­chen der Stadt kann im Som­mer besich­tigt wer­den. Das Markt­tor bil­det den nörd­li­chen Abschluss des Alten Mark­tes. Von dort aus ver­läuft nach Süden, nach rechts, der 370m lan­ge Stra­ßen­markt der Alt­stadt bis zu den Neu­bau­ten in der Heilig-Geist-Straße. Die Alt­stadt Elb­ing besaß kei­nen qua­dra­ti­schen Markt­platz, son­dern wie z. B. auch Mari­en­burg einen Straßenmarkt.

Rechts von der Alt­städ­ti­schen Wall­stra­ße liegt das Gelän­de des Klos­ter­ho­fes mit der frü­he­ren evan­ge­li­schen Haupt­kir­che St. Mari­en und ihrem schö­nen West­gie­bel. Beim Wie­der­auf­bau der ehe­ma­li­gen Dominikaner-Klosterkirche wur­de der Dach­rei­ter­turm nicht neu­er­lich auf­ge­setzt. In der Kir­che befin­det sich die städ­ti­sche Kunst­ga­le­rie »Gale­ria EL«. Rechts von der Mari­en­kir­che führt ab der Was­ser­stra­ße, die par­al­lel zum Elbing-Ufer ver­läuft, die Kürsch­nerstraße zum Alten Markt.

Rechts neben der Kürsch­ner­stra­ße erstreckt sich, von der Lee­ge Brü­cke kom­mend, die Wil­helm­stra­ße zum Alten Markt und dar­über hin­aus bis zur Post­stra­ße. Die Wil­helm­stra­ße ist auf der lin­ken, nörd­li­chen Stra­ßen­sei­te, ein­schließ­lich des Gebäu­des der Orgel­bau­an­stalt, durch­gän­gig bis zur Mau­er­stra­ße wie­der bebaut. Auf der süd­li­chen (rech­ten) Stra­ßen­sei­te steht das Haus Nr. 4/5, das soge­nann­te Bet­ten­haus. Die­ses ehe­ma­li­ge Geschäfts­haus wur­de 1945 zwar erheb­lich beschä­digt, aber nicht gänz­lich zer­stört. Wei­ter nach oben an der Ecke zum Alten Markt gehört die Bebau­ung zu dem neu­en Hotel Elbląg. Auf dem öst­li­chen Teil­stück, das auch »kur­ze« Wil­helm­stra­ße genannt wur­de, sind rechts bis ein­schließ­lich Nr. 27 Neu­bau­ten errich­tet wor­den, dann folgt Haus Nr. 28, das 1945 unge­ach­tet etli­cher Schä­den ste­hen geblie­ben ist. Das Eck­haus Nr. 29 (Kram­er­zunft­haus) zur Mau­er­stra­ße wur­de noch nicht auf­ge­baut. Dann folgt der Bau­kom­plex der Haupt­post zwi­schen Wilhelm- und Kettenbrunnenstraße.

Von unten halb­rechts ist ab Was­ser­stra­ße die Spier­ing­stra­ße zu erken­nen. Sie ist bis­her weit­ge­hend ohne neue Bebau­ung geblie­ben. An die­ser Stra­ße stan­den zahl­rei­che Bür­ger­häu­ser mit beson­ders beein­dru­cken­den Haus­gie­beln wie das bekann­te Kamel­haus. Etwa ab der Engen Gas­se sind auf der rech­ten Stra­ßen­sei­te bis zum Alten Markt meh­re­re Grund­stü­cke mit Wohn­häu­sern wie­der bebaut wor­den. Bei der Fort­set­zung der Spier­ing­stra­ße bis zum Friedrich-Wilhelm-Platz han­delt es sich um die (schon erwähn­te) zum gro­ßen Teil wie­der auf­ge­bau­te Kettenbrunnenstraße.

An der rech­ten Bild­sei­te steht zwi­schen Neu­bau­ten in der Fischer- und in der Brück­stra­ße die katho­li­sche Kir­che St. Niko­lai, einst die Pfarr­kir­che der Alt­stadt. Sie wur­de 1945 zer­stört. Alte Bau­sub­stanz konn­te in den Wie­der­auf­bau ein­be­zo­gen wer­den. Seit 1992 ist die Kir­che Kathe­dra­le des zu die­ser Zeit ein­ge­rich­te­ten Bis­tums Elb­ing. Die drei Häu­ser rechts vom Glo­cken­turm gehö­ren zur Kir­chen­ge­mein­de und dem Bistum.

Die Ver­län­ge­rung der Fischer­stra­ße ab Alter Markt zum Friedrich-Wilhelm-Platz wur­de seit alters her Schmie­de­stra­ße genannt. Der Stra­ßen­na­me lau­tet dem­entspre­chend, ins Pol­ni­sche über­setzt, jetzt ul. Kowals­ka. Der Wie­der­auf­bau der Häu­ser ist noch nicht abge­schlos­sen. Die frü­her durch das Markt­tor fah­ren­de Stra­ßen­bahn­li­nie 1 fuhr stadt­ein­wärts und über den Alten Markt, bog dann in die Schmie­de­stra­ße zum Friedrich-Wilhelm-Platz ein.

Die Ver­län­ge­rung der hin­ter St. Niko­lai ver­lau­fen­den Brück­stra­ße vom Alten Markt zur Fried­rich­stra­ße ist die Flei­scher­stra­ße. Die Wohn- und Geschäfts­häu­ser konn­ten auf bei­den Stra­ßen­sei­ten in den letz­ten Jah­ren weit­ge­hend wie­der auf­ge­baut werden.

Am Alten Markt steht gegen­über dem Ost­gie­bel der Niko­lai­kir­che, zwi­schen Schmie­de­stra­ße und Flei­scher­stra­ße, der Neu­bau des 1772 abge­brann­ten Rat­hau­ses der Alt­stadt Elb­ing (vgl. unten die bei­den Abbil­dun­gen). Es beher­bergt u. a. Büro­räu­me, einen Kon­zert­saal und die Tou­ris­ten­in­for­ma­ti­on. Rechts dane­ben, zwi­schen Fleischer- und Heilig-Geist-Straße, gibt es noch eine Bau­lü­cke mit einer über 25 Jah­re alten Bau­rui­ne. Die Häu­ser in der Heilig-Geist-Straße konn­ten bis auf die Num­mern 1 und 2 (ganz rechts) fast alle wie­der auf­ge­baut wer­den. Hier befin­det sich das ehe­ma­li­ge Hl.-Geist-Hospital mit der für beson­de­re Ver­an­stal­tun­gen genutz­ten Hl.- Geist-Hospitalkirche. In den Gebäu­den wur­de die Stadt­bi­blio­thek ein­ge­rich­tet. Das auf der nörd­li­chen Stra­ßen­sei­te gegen­über­lie­gen­de Gebäu­de der frü­he­ren Treib­rie­men­fa­brik Scheff­ler gehört eben­falls zur Stadt­bi­blio­thek. Es ist das Gebäu­de mit den zwei klei­nen Türm­chen. Von der Hl.-Geist-Straße zweigt nach Süden die Burg­stra­ße ab zum Getreidemarkt.

Ganz rechts oben ist in der Kalk­scheunstraße das Gebäu­de der Han­dels­lehr­an­stal­ten zu erken­nen und davor eine grö­ße­re, frü­her bebau­te Frei­flä­che sowie der Schul­hof der ehe­ma­li­gen Agnes-­Miegel-Schule, der Mäd­chen­mit­tel­schu­le, nach links begrenzt durch das alte Brau­haus. Der Schul­hof war Teil der frü­he­ren nörd­li­chen Vor­burg der Elb­in­ger Ordensburg.

Der freie Platz halb­links im obe­ren Bild­teil ist der Friedrich-Wilhelm-Platz mit sei­ner gegen­wär­ti­gen Bebau­ung auf der Ost­sei­te. Rechts davon wur­de aus den Res­ten des Rat­haus­neu­baus von 1930/31 und des Poli­zei­prä­si­di­ums nach 1945 ein Arbei­ter­ho­tel gemacht. Nach 1990 wur­de es umge­baut zu dem Hotel Elzam, spä­ter Hotel Groma­da und gegen­wär­tig Hotel arbi­ter. Rechts vom Hotel­kom­plex führt die Jun­kerstraße zu den Neu­bau­ten in der ehe­ma­li­gen Neu­stadt Elbing.

Rechts von der Kirch­turm­spit­ze – gegen­über den Bäu­men des alten Lust­gar­tens – ist ein recht­ecki­ges Gebäu­de mit Innen­hof zu erken­nen. Es ist eine Schu­le, die unge­fähr auf dem Grund­stück des 1945 zer­stör­ten Stadt­thea­ters gebaut wurde.

Am obe­ren Bild­rand in der Mit­te ste­hen die 1959/60 gebau­ten Hoch­häu­ser an einer neu­en Stra­ße, genannt: »Stra­ße des tau­send­jäh­ri­gen Polen«. Der »klei­ne Wald« rechts vom Hotel arbi­ter gehör­te frü­her eben­falls zum Lustgarten.

Am lin­ken obe­ren Bild­rand mün­det von oben, von Osten kom­mend, der Inne­re Müh­len­damm (bis 1945 Adolf-Hitler-Straße) in den Friedrich-Wilhelm-Platz. Die Bewal­dung gehört zum frü­he­ren Stadt­park – davor der Kasi­no­gar­ten – und im Vor­der­grund zum Gar­ten der Bür­ger­res­sour­ce. Ganz oben links in der Ecke steht das Gebäu­de der frü­he­ren Heinrich-von-­Plauen-Schule, das Stadt­amt (Stadtverwaltung/Rathaus) und etwas rechts davor der Gerichts­kom­plex mit Gefängnis.