Könnte der Arzt, Journalist und Schriftsteller Aleksander Majkowski (1876–1938) heute noch einmal in seine Geburtsstadt Berent zurückkehren, käme es an prominenter Stelle – auf dem Marktplatz und vor der Häuserzeile, in der sich das Museum des Berenter Landes befindet – zu einer überraschenden Begegnung, denn unweigerlich träfe er auf den tragischen Helden aus seinem literarischen Hauptwerk Das abenteuerlich Leben des Remus, das den vielsagenden Untertitel Ein kaschubischer Spiegel trägt.
Eines Tages, so lässt er Remus erzählen, »nahm ich also meine Karre und karrte in die Welt hinaus«; so zog der Protagonist handeltreibend durch das sagenumwobene Land der Kaschuben, erkundete das geheimnisvolle Reich der Geister und Gespenster, eines versunkenen Schlosses und seiner verzauberten Prinzessin oder traf auf einen mächtigen Seekönig. Kein Jahrmarkt und keine Kirchweih fanden ohne ihn statt, und allerorts kannte man den stotternden Sonderling – nicht zuletzt auch »im berühmten Berent«. Die Szene, in der Remus dort einst auf dem Marktplatz seinen Wagen, vollbeladen mit kostbaren Büchern, abstellte und sinnierend innehielt, wurde von dem Danziger Bildhauer Tomasz Radziewicz lebendig und detailfreudig ausgestaltet: Vögelchen gesellen sich zu dem barfüßigen Wandersmann, dessen »Wams« über die Jahre zerschlissen an ihm herunterhängt und dessen Schuhe bereitstehen – wohlgemerkt nicht zum Weiterziehen, sondern ausschließlich für die Gelegenheit eines nächsten Kirchbesuchs, bei dem sie dazu dienen, angemessen ehrfürchtig vor Gott treten zu können.
Heutzutage erinnert das Denkmal – ganz ähnlich wie jenes in Neustadt – zugleich an die beliebte Figur des »kaschubischen Ritters« wie an seinen Schöpfer Aleksander Majkowski, der sich in seiner Zeit wie kaum ein anderer hingebungsvoll forschend um das Wissen über die Geschichte, Sprache und Kultur dieser einzigartigen Region verdient gemacht hat.
Text: Ursula Enke
Foto: Foto: Robson90 / Alamy Stock Photo