Im Unterschied zum üblichen „Schilderwald“ ist der hier gezeigte „Schilder-Hain“ – er steht unterhalb der Graudenzer Stadtmauer in der Nähe des Aufgangs zum Wassertor – leicht zu überblicken. Stets erscheint dort der Name der Stadt, nur einmal auf Deutsch, das andere Mal auf Polnisch. Die Schilder aus Deutschland bilden lediglich eine kleine Auswahl aus der Fülle von „Graudenzer Straßen“ bzw. „Wegen“, denn gerade nach dem Zweiten Weltkrieg wurden bei der Namensvergabe sehr häufig Städte des deutschen Ostens berücksichtigt. Diese Bezeichnungen standen damals auch stets für ein Moment der Klage – und der Anklage – und markierten damit eine entschiedene Position innerhalb eines „Kriegs“ um die Vorherrschaft der „authentischen“ Ortsnamen. Vor diesem Hintergrund erscheint es als positives, zukunftsweisendes Signal, dass in Graudenz ungeachtet solcher früheren „nationalen“ Ansprüche beide Namensformen einer Stadt nun – symbolisch jeweils an ein und demselben Holzpfosten angebracht – spannungsvoll, aber konfliktfrei zueinander in Beziehung treten können.
Erik Fischer