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Zum guten Schluss

Fotografien können dazu einladen, die Welt dank einer spezi­fi­schen Perspektive in verän­derter Weise zu sehen. Das gelingt unserem Foto, indem es nahe an die Fassade des Opern­hauses von Thorn heran­führt und sie im Ausschnitt zeigt :  Wird das Gebäude nicht aus größerem Abstand auf der Mittel­achse in den Blick genommen, wirkt es weniger schwer und herrschaftlich-repräsentativ. Zudem scheint die Skulptur, die rechts vor dem Portal steht, ein wenig in Bewegung gesetzt. Obgleich sie auf einem Sockel thront, lässt sie doch etwas von der Fröhlichkeit und Dynamik spüren, die sie, Terps­ichore, als Muse des Tanzes und des Chorge­sangs eigentlich ausstrahlen sollte. Zu diesem Eindruck trägt bei, dass für den Moment ihre strenge Schwester Melpomene, die Muse der Tragödie, unsichtbar bleibt. Deren Skulptur, mit dem Attribut des Schwertes ausge­stattet, steht auf der linken Seite, und ihre Strenge prägt sonst den Eindruck der beiden (1909 von Ernst Herter geschaf­fenen) Figuren :  Ehrfurcht­ge­bietend sollen sie allen, die sich dem Musen­tempel nahen, den Ernst und die Größe der hier gebotenen Kunst bedeuten.

Erik Fischer