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Zum guten Schluss

Bereits mit frischem Grün haben sich die Bäume geschmückt und werfen im Licht der Frühlings­sonne ihre Schatten auf einen verwit­terten, von Mythen umrankten Mitbe­wohner des Waldes. Will man ihn entdecken, muss man bei Thorn, nahe der Befes­ti­gungs­anlage Fort VII, von der Barbarka in einen Forstweg einbiegen. Nach wenigen hundert Schritten taucht eine steinerne Säule von über vier Metern Höhe in phalli­scher Form auf. Wenig kündet von ihrer Bedeutung, die sie am 18. Dezember des Jahres 1915 ausstrahlte, als Blumen­beete und Kerzen­halter sie umrahmten und sich eine festliche Gesell­schaft einge­funden hatte: militä­rische und städtische Würden­träger, Soldaten und eine Militär­ka­pelle. Es galt, ein Ehrenmal zum Gedenken an die Soldaten einzu­weihen, die in der Schlacht bei Tannenberg gekämpft hatten. In einem markanten Schriftband von einem halben Meter Breite waren die Worte STEINE – RÜHMEN einge­meißelt. Ein Eisernes Kreuz, das auf der Säule thronte, ist abhanden gekommen. Lange Zeit fand dieses Zeugnis aus dem Ersten Weltkrieg kaum Beachtung. Erst durch Forschungen der Thorner Univer­sität erfuhr es seine histo­rische Einordnung und lädt nun auch auf einer touris­ti­schen Route zum Verweilen und Nachdenken ein. 

Text : Ursula Enke
Foto: Michał Kadlec