Die sanft gewellte Landschaft der Nordkaschubei entfaltet einen eigenen Reiz, der Vorstellungen von Abgeschiedenheit, Ruhe und Frieden hervorruft. So fällt es gewiss nicht leicht, sich auszumalen, dass genau an diesem Ort Schwertklingen aufeinanderprallen, Bolzen von Bogenschützen die Sonne verdunkeln und hundertfach gestorben wird? Dies ist aber tatsächlich geschehen – vor 559 Jahren, am 17. September 1462. Hier, beim Dorf Schwetzin (Świecino), das sich unmittelbar im Rücken des Fotografen befindet und, wenige Kilometer vor Krockow, nördlich von Neustadt liegt, fand an diesem Tage eine Schlacht statt, die in der Spätphase des Dreizehnjährigen Krieges eine erhebliche Bedeutung gewann.
Oberhalb des kleinen Sees hatten sich rechterhand Truppen des Preußischen Bundes und seiner Schutzmacht Polen gelagert und, dem Vorbild der Hussiten folgend, eine Wagenburg gebildet. Ihnen gegenüber hatte ein Heer des Deutschen Ordens Stellung bezogen und zu seinem Schutz Palisaden errichtet. Am Tag der Schlacht kämpften beide Parteien mit großer Heftigkeit und wechselndem Erfolg, bis letztlich die Soldaten des Deutschen Ordens – insbesondere nach dem Tod ihres Befehlshabers Fritz von Raveneck – unterlagen, die Flucht antraten und dabei in großer Zahl niedergemetzelt wurden. Der siegreiche gegnerische Heerführer, Piotr Dunin, überlebte hingegen trotz schwerer Verletzungen und vermochte seinen Triumph späterhin auszukosten.
Es ist sicherlich ein wenig übertrieben, wenn polnische Aktivisten der Living History die Schlacht von Schwetzin als „zweites Grunwald“ bezeichnen; Grund genug aber bieten ihnen der authentische Ort und der gut nachvollziehbare Verlauf der Kampfhandlungen allemal, die damaligen Vorgänge jeweils am 17. September wiedererstehen zu lassen. Wäre unsere Aufnahme nur einige Tage später entstanden, hätte sie einen Eindruck von dieser Landschaft vermitteln können, wenn dort Schwertklingen aufeinanderprallen und Bolzen von Bogenschützen die Sonne verdunkeln.
Erik Fischer