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Zum guten Schluss

Die erste – und ganz natür­liche – Reaktion auf dieses Foto ist es wohl, den eigenen Augen nicht zu trauen. Sitzt da auf einem Block aus Beton vor dem Yacht­hafen von Gdingen wirklich ein Mensch? Die Möwe, die gleich daneben Platz genommen hat, würde dann aber wohl kaum so gleich­gültig in eine andere Richtung sehen. Dass da draußen jemand den ausfah­renden Segel­booten nachblickt und die Beine über dem Wasser baumeln lässt, das kann nur eine optische Täuschung sein. Oder handelt es sich um eine poetische Illusion?

Als der Künstler Adam Dawczak-Dębicki seine überle­bens­große Bronze­figur eines Jungen an diesem Ort hat aufstellen können, wird ihm deren besondere Wirkung sicher bewusst gewesen sein. Seine Plastik »Der Träumer« führt die Betrachter hinters Licht – oder, wenn das zu sehr nach Arglist klingt: sie gibt ihrer Fantasie einen treff­lichen Anstoß, ebenso wie der Urheber dieser Aufnahme hinaus­zu­schauen auf die Klippen von Adler­shorst sowie die jenseits der Bucht liegende Küsten­linie von Zoppot und sich in die Schönheit dieses Panoramas zu verlieren, während sich Dawczak-Dębickis »Träumer« zugleich als ein »Wellen­di­rigent« betätigt, der spiele­risch den Gezeiten ihre Einsätze zu geben scheint.

Leider kann der Eindruck einer solchen Harmonie zwischen Mensch und Kosmos immer nur für kurze Momente bestehen bleiben. Wertvoll aber sind diese Augen­blicke allemal.

Text: Alexander Klein­schrodt
Foto: Dariuszpre via Wikimedia CC