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Das Schlossmuseum Marienburg 1961–2021

Zum Jubiläum eines komplexen Erinnerungsorts

Von Bartosz Skop

Das Schlossmuseum Marienburg – eines der größten und bedeutendsten polnischen Museen – ist am 1. Januar 1961 gegründet worden und begeht im laufenden Jahr somit sein 60. Jubiläum. Während dieser Jahre hat sich die Institution einen ausgezeichneten Ruf erworben. Sie verfügt über reiche Sammlungsbestände, erbringt vorbildliche konservatorische Leistungen und ist zu einem internationalen Forschungszentrum geworden.

Anscheinend entsteht die Marienburg – wie ein Phönix aus der Asche – immer wieder aufs Neue und bildet bis heute ein vitales Denkmal für die Geschichte des Landes an der unteren Weichsel. Dabei war es ein langer Weg, den dieses von mannig­fachen militä­ri­schen wie ideolo­gi­schen Ausein­an­der­set­zungen geprägte Bauwerk bis hin zum heute inter­na­tional renom­mierten Museum und Touris­ten­ma­gneten zurück­gelegt hat.

Das Schloss in der Nachkriegszeit

Am Ende des Weltkrieges galt die Stadt Marienburg mit ihren großen und wichtigen Nogat-Brücken als ein zentraler strate­gi­scher Punkt. Erste sowje­tische Panzer erreichten die Stadt­grenze am 23. Januar 1945. Zunächst vollzogen sich die Kämpfe in der Stadt­mitte, und danach konzen­trierten sich die Gefechte auf das Terrain der Burg – bis die deutschen Truppen in der Nacht vom 9. auf den 10. März die Stadt verließen. (Andere Quellen datieren das Ende der Ausein­an­der­set­zungen erst auf den 17. März.) Die Folgen der militä­ri­schen Opera­tionen waren verheerend, denn sowohl die Stadt­mitte als auch das Schloss – insbe­sondere die Ostseite – lagen in Trümmern.

Zunächst war nicht klar, ob die Burg überhaupt wieder aufgebaut würde. Einige national gesinnte polnische Kreise vertraten die Meinung, dass dieses Bauwerk als Inbegriff der Ordens­herr­schaft und des preußi­schen Imperia­lismus und Milita­rismus abgebaut werden sollte und dass das dadurch gewonnene Bauma­terial besser für die Wieder­errichtung der zerstörten polni­schen Städte zu nutzen wäre.

Unabhängig von solchen Überle­gungen stellte sich zuallererst die Aufgabe, die Burgruine zu sichern. Während der ersten zwei Monate nach der Besetzung durch die Rote Armee kümmerte sich niemand um das Schloss, so dass es viele Plünderer anlockte. Das Referat für Kultur und Kunst des neu gebil­deten städti­schen Kreisamts, das sich daraufhin um den Schutz der Bestände bemühen sollte, hatte zu wenige Mitar­beiter und konnte den Dieben keinen Einhalt gebieten. Deshalb wurde der Komplex am 22. August 1945 zur ersten Filiale des Museums der polni­schen Armee in Warschau erklärt. Auf diese Weise gelangten bedeu­tende Kunst­werke in die polnische Haupt­stadt und werden dort bis heute verwahrt. Da man sich inzwi­schen gegen den Abriss der Burg entschlossen hatte und sie primär als archi­tek­to­ni­sches Denkmal verstand, wurden auch erste Überle­gungen zur Sanierung einzelner Partien angestellt.

1950 kam ein neuer Inhaber ins Spiel: die Polnische Gesell­schaft für Touristik und Landes­kunde, die den Wieder­aufbau aber nicht zu fördern vermochte. Erst 1957, nachdem das Marien­burger Komitee für den Wieder­aufbau des Schlosses gebildet war und die Verant­wortung übernommen hatte, wurden Sanie­rungs­ar­beiten in Angriff genommen. Zugleich rückte die Möglichkeit einer Museums­gründung in den Blick. Die Geneh­mi­gungs­ver­fahren kamen in Warschau nur schleppend in Gang, beschleu­nigten sich aber, nachdem ein Brand in der Nacht vom 7. auf den 8. September 1959 die Dächer des Großen Remters und des Nordflügels im Mittel­schloss beschädigt hatte. Im September 1960 erließ der Minister für Kultur und Kunst eine entspre­chende Verordnung, durch die das Schloss­museum zum 1. Januar 1961 konsti­tuiert wurde.

Die Burg als museales Gebäude

Die Gründung des Museums förderte die Planung und Reali­sierung eines Wieder­aufbaus. Bislang waren vor allem nur viele Tonnen Schutt entsorgt und – nicht zuletzt aufgrund der geringen Finanz­mittel – kleinere Repara­turen ausge­führt worden. Ende der 1950er Jahre hatten sich dann polnische Konser­va­toren und Kunst­his­to­riker mit verschie­denen Konzep­tionen eines Wieder­aufbaus beschäftigt und waren zu sehr unter­schied­lichen Ergeb­nissen gelangt, die von einer vollstän­digen Restau­rierung bis zur Erhaltung des Schlosses als einer Halbruine zum Gedenken an die Tragödie des Zweiten Weltkrieges reichten. Begonnen wurde in dieser Phase auch schon konkret mit dem Wieder­aufbau der St. Annen­ka­pelle im Hochschloss, bei der die Mauern bis zur Etage der darüber­lie­genden Marien­kirche hochge­zogen wurden. Diese Arbeiten fanden in den Jahren 1966 und 1967 sowie in der ersten Hälfte der 1970er Jahre mit der Wieder­her­stellung des Fenster­maß­werks und der Fenster­gitter ihre Fortsetzung.

1966 wurde dann der Hauptturm wieder­errichtet. Im Kreis der Denkmal­pfleger war zuvor debat­tiert worden, ob dabei mögli­cher­weise auch die Renais­sance­be­krönung oder der Barockhelm aus der polni­schen Zeit den Abschluss bilden könnten. Statt­dessen entschied man sich aber für eine dem Mittel­alter entspre­chende Form, die von der Darstellung des vor 1488 entstan­denen Gemäldes Die Belagerung der Marienburg aus dem Danziger Artushof abgeleitet wurde. In den Jahren von 1968 bis 1972 wurde neben dem Hochschloss, das vielfältige und langwierige Arbeiten erfor­derlich machte, auch der zerstörte Ostflügel des Mittel­schlosses rekon­struiert. Dabei sollte durchaus Anerkennung finden, dass diese Maßnahmen trotz der wirtschaft­lichen Probleme des real existie­renden Sozia­lismus eine hohe Priorität erhielten und auch auf einem sehr respek­tablen Niveau durch­ge­führt worden sind.

In diesem Zusam­menhang muss eigens Maciej Kilarski (1922–2003) hervor­ge­hoben werden, der als Architekt, Kunst­his­to­riker, Denkmal­pfleger und Museologe, aber auch als begabter Zeichner und Fotograf diese Vorgänge wesentlich voran­ge­bracht und geprägt hat. Mit der Marienburg war er schon vor der Museums­gründung verbunden und wirkte hier späterhin bis 1991 (und sogar noch darüber hinaus) als Archi­tek­tur­kurator. Vom Juni bis zum August 1957 hat Maciej Kilarski im Auftrag des Denkmal­pfle­geamts in Danzig die Unter­su­chung und Besei­tigung der Trümmer der Marien­kirche und der St. Annen­ka­pelle im Hochschloss geleitet und seitdem eine umfang­reiche Sammlung von Architektur-Fragmenten angelegt und in einem mehrtei­ligen Lapidarium zusam­men­ge­fasst. Zudem hat er in den Ruinen Kunst­werke wie die Figur Christi im Garten Gethsemane und wertvolle Ausstat­tungs­stücke aufge­spürt, bewahrt und fotogra­fisch dokumen­tiert. Dabei bemühte er sich auch um die neugo­ti­schen Gestal­tungs­ele­mente aus der Zeit von Conrad Stein­brecht (1849–1923), dessen Tätigkeit er insgesamt sehr schätzte und an dem er sich – was in dieser Zeit keineswegs selbst­ver­ständlich war – bei seinen Arbeiten maßgeblich orientierte.

Nach der inten­siven Zeit des Wieder­aufbaus verla­gerten sich die Aktivi­täten ab den 1970er Jahren auf die Substanz-Erhaltung und Denkmal­pflege. Freilich waren weiterhin umfang­reiche Projekte zu bewäl­tigen wie beispiels­weise die Sanierung des Großen Remters. Die Proble­matik, dass sich vom Keller bis zum Dachboden Mauer­risse einstellten, war schon den deutschen Konser­va­toren des späteren 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhun­derts bekannt. Diese Schäden waren durch den Brand im Jahre 1959 nochmals verstärkt worden, und nun war nicht mehr ausge­schlossen, dass der Remter einstürzen könnte. Genaue Analysen ergaben, dass das Grund­wasser abgesunken war und dadurch die Eichen­pfähle, auf denen das Fundament ruht, austrock­neten. Mit großem Aufwand und erheb­lichen Kosten gelang es einem schwe­di­schen Unter­nehmen, den Grund durch spezielle Verfahren wieder zu stabi­li­sieren. Diese Rettungs­ar­beiten dauerten bis 1997, und zehn Jahre später wurde dann auch die Restau­rierung des Innen­raums abgeschlossen.

Einen vorläu­figen Schluss­punkt hinter diese Bemühungen setzte in den Jahren von 2014 bis 2016 die gründ­liche Restau­rierung der St. Annen­ka­pelle, des sogenannten Pfaffen­turms und der Marien­kirche, ein höchst aufwän­diges und ambitio­niertes Vorhaben, das eine großzügige finan­zielle Unter­stützung des Norwe­gi­schen Staats­fonds ermög­lichte. In dieser Zeit wurde auch noch die legendäre, acht Meter hohe Skulptur der Mater Dei wieder­errichtet und mit etwa 350.000 Mosaik-Steinen ausge­staltet. 22 Jahre nachdem die Marienburg bereits in die UNESCO-Liste des Weltkul­tur­erbes aufge­nommen worden war, verheilte damit auch noch die letzte tiefe Wunde, die dem Bauwerk vom Krieg geschlagen worden war.

Ein „Leuchtturm“ der polnischen Museumslandschaft

Der Burgkomplex bildet für sich genommen schon ein Museum im weiteren Sinne und macht ein Management erfor­derlich, das jährlich Hundert­tau­senden von Menschen den Zugang gewährt und ihnen organi­sa­to­risch wie logis­tisch eine geordnete und von kompe­tenten Führern betreute Besich­tigung ermög­licht. Dieses große Unter­nehmen, das den inter­na­tio­nalen Publi­kums­ma­gneten „Marienburg“ als Welterbe­stätte vermarktet, zugleich aber schützt und nachhaltig bewahrt, hat aller­dings ein weiteres, keines­falls minder umfang­reiches Aufga­ben­spektrum zu bewäl­tigen, weil das Bauwerk seiner­seits ein Museum im engeren Sinne beher­bergt. Von dessen vielfäl­tigen Arbeits­feldern gibt die – auch auf Deutsch angebotene – Website zamek.malbork.pl einen hinläng­lichen Eindruck. Beson­deren Respekt flößt schon auf der Start­seite die Entde­ckung ein, dass das Museum nicht nur für das Deutsch­or­dens­schloss zuständig ist, sondern zwei weitere Filialen, und zwar die Domburg Marien­werder (seit 1973) sowie (seit 2018) die Ordensburg Stuhm, verwaltet. Darüber hinaus zeigt beispiels­weise die Chronik der jüngeren Sonder­aus­stel­lungen, von denen in den 60 Jahren des Bestehens mehr als 300 veran­staltet worden sind, welche Fülle von Themen hier regel­mäßig erarbeitet und anschaulich gemacht werden. Erinnert sei hier nur an das „Forschungs- und Ausstel­lungs­projekt“ zu den „Skulp­turen des ‚Schönen Stils‘ in Preußenland“, das der Öffent­lichkeit im Oktober des letzten Jahres zugänglich gemacht und ausführlich von Monika Czapska im Westpreußen (№ 1 / 2021) vorge­stellt worden ist.

Von den weiteren Tätig­keits­feldern sollen zunächst die insgesamt 21 Sammlungen, die das Schloss­museum an den drei Stand­orten erschließt, aufbe­wahrt und präsen­tiert, angesprochen und an fünf Exempla charak­te­ri­siert werden:

  • Mit Bernstein wurde im Land an der unteren Weichsel schon seit der Antike Handel getrieben, und er ist auch mit der Marienburg eng verbunden, weil der Deutsche Orden über das Monopol für die Förderung und den Verkauf verfügte. Die Geschichte der Bernst­ein­sammlung reicht aller­dings nur einige Jahrzehnte zurück, denn sie begann erst mit der Gründung des Schloss­mu­seums. Sie besteht zum einen aus modernen Bernstein-Kunstwerken, zum anderen aber umfasst sie mittler­weile auch berühmte Zeugnisse aus früheren Jahrhun­derten wie Stücke aus dem Besitz Stanisław August Ponia­towskis (1732–1798), des letzten der polni­schen Wahlkönige, oder Arbeiten der Danziger Meister Michael Redlin und Christoph Maucher aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
  • Archi­tek­to­nische Fragmente sind im Laufe des langen Prozesses, in dem die Marienburg seit dem frühen 19. Jahrhundert rekon­struiert bzw. wieder­errichtet sowie restau­riert wurde, bei den Arbeiten entdeckt, zusam­men­ge­tragen und um Vergleichs­stücke von anderen Bauwerken ergänzt worden waren. Diese Sammlung hat, wie schon erwähnt, Maciej Kilarski aus den Trümmern der 1945 zerstörten Gebäude geborgen, um neue Funde erweitert und in Lapidarien auf den Terrassen des Hochschlosses ausgestellt.
  • Die umfang­reiche Waffen­sammlung gehörte schon vor dem letzten Krieg zum Inventar des Museums. Sie umfasste 2.000 Exponate und bestand vornehmlich aus Stücken, die der Politiker sowie Kenner und Sammler Theodor Josef Blell (1827–1902) zusam­men­ge­tragen hatte. 1945 wurden Teile der Kollektion zerstört oder vereinzelt. Nach der Gründung des Museums konnte aber auch dieser Bereich rekon­struiert bzw. neu aufgebaut werden. Heute zählen dazu etwa 800 Objekte, darunter z. B. inkrus­tierte Schwerter aus dem 14. Jahrhundert, eine kleine Kanone mit einem Abbild der Hl. Jungfrau oder Pallasche der polnisch-sächsischen Garde.
  • Schon bei der ersten Restau­rierung der Marienburg stellte sich das Bedürfnis ein, die wieder­ge­won­nenen gotischen Räumlich­keiten durch zeitge­nös­sische Artefakte zu beleben. Dafür boten sich Zeugnisse der Bildhau­er­kunst an wie beispiels­weise Altar­fi­guren, deren ursprünglich sakraler Kontext nicht mehr bestand. So kam im Laufe der Zeit eine bedeu­tende Sammlung von Skulp­turen aus unter­schied­lichen Materialien zusammen, zu der als besondere Attraktion die um 1390 in einer böhmi­schen Werkstatt geschaffene (und schon erwähnte) Marmor­figur Christus im Garten Gethsemane zählt.
  • Mit der neueren Bauge­schichte der Marienburg hängen letztlich auch die Relikte der Glasma­le­reien zusammen, die seit dem 19. Jahrhundert für die Buntver­glasung der Fenster­flächen entstanden. Diese Sammlung umfasst Glaskunst, die auf Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel beruht, Arbeiten aus dem König­lichen Glasmalerei-Institut in Charlot­tenburg bei Berlin oder Werke von Franz Lauterbach und Johannes Hasel­berger. Darüber hinaus werden aber auch moderne Glasfenster – z. B. Reststücke aus der Verglasung des neuen Marien­burger Rathauses – berücksichtigt.

Zusätzlich zu den Sammlungen gehören die wissen­schaft­lichen Aktivi­täten zu den Merkmalen, die in beson­derem Maße das Profil des Hauses prägen. Das Schloss­museum gibt ein eigenes Periodikum, die Studia Zamkowe [Schloss-Studien], heraus und publi­ziert zu einzelnen Sonder­aus­stel­lungen Kataloge, die nicht nur die Exponate abbilden und erschließen, sondern auch Forschungs­bei­träge zu den jewei­ligen Sujets bieten.

Kennzeichen der Verlags­tä­tig­keiten sind zudem die ökolo­gisch begründete Entscheidung, möglichst nur Recycling-Papier zu nutzen, sowie das Bemühen um eine besonders sorgfältige und ästhe­tisch gelungene Gestaltung der Veröf­fent­li­chungen – die jüngst sogar bei einem inter­na­tio­nalen Wettbewerb mit einem Preis bedacht worden ist: Der Katalog zur Ausstellung Sapientia aedifi­cavit sibi domum [Die Weisheit hat sich ein Haus errichtet], die 2019 das Ordensland Preußen thema­ti­siert hat, wurde bei den DNA Paris Design Awards ausgezeichnet.

Ein neues wissen­schaft­liches Vorhaben, das vom Minis­terium für Kultur, natio­nales Erbe und Sport gefördert wird, schlägt inzwi­schen einen Bogen zum Beginn der Restau­rie­rungs­ar­beiten zurück: Das Projekt Straty [Verluste] fragt nach den Kunst­werken, Sammlungen und Ausstat­tungs­stücken, die in den letzten Kriegs­tagen und in der Zeit danach verlo­ren­ge­gangen sind. Einer der ersten Schritte wurde mit einer Publi­kation vollzogen, in der Berichte der Schlossbau-Verwaltung aus der deutschen Zeit in polni­scher Sprache veröf­fent­licht worden sind.

Das Schloss­museum hat während des ganzen Jubilä­ums­jahres versucht, diesen Anlass trotz der Einschrän­kungen, die die Pandemie allen Insti­tu­tionen und deren Inter­es­senten auferlegt, mit einer Ausstellung festlich zu begehen: durch offizielle Feiern oder Veran­stal­tungen für und mit den jetzigen und früheren Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beitern – von denen einigen auch staat­liche Ehrungen zuteil­wurden –, durch eine Freilicht-Tafelausstellung zur nunmehr 60-jährigen Museums­ge­schichte, durch die Prägung einer Erinne­rungs­me­daille, die von der Staat­lichen Münze heraus­ge­geben wird, oder durch die Eröffnung der neuen großen Sonder­aus­stellung Regnum defendo ense et alis tego stricto [Ich verteidige das König­reich mit meinem gezogenen Schwert und bedecke es mit meinen Flügeln], die sich der langen, aber noch weitgehend unerforschten Phase zuwendet, in der die Marienburg während der Zeit des König­lichen Preußen als Residenz des polni­schen Königs gedient hat.

Zu einem Jubiläum, das solch ein „Leuchtturm“ der polni­schen Museums­land­schaft begehen kann, gehören freilich nicht nur Retro­spek­tiven, sondern auch ambitio­nierte Vorhaben, die den Bereich der Vorburg betreffen. Hier sollen die St. Lorenz­kirche saniert und Wirtschafts­ge­bäude wieder­errichtet werden. Gerade das zweite dieser Projekte, das die Infra­struktur des gesamten Komplexes nochmals verändern wird, zeigt, dass die Marienburg schwerlich „fertig“ werden kann, sondern sich als work in progress auch in Zukunft noch dynamisch weiter­ent­wi­ckeln wird – und allemal, vergleichbar der Kölner Dombau­hütte, einer stetigen und aufwän­digen konser­va­to­ri­schen Betreuung bedarf.

Bartosz Skop