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Zu Gast in einem westpreußischen Gutshaus

Das Hotel Hanza Pałac in Rohlau (Rulewo)

Das Dorf Warlubien (Warlubie) hat – kurz vor Graudenz – einer Aus­fahrt von der A1 ihren Namen gegeben. Südlich davon liegt das Gut Rohlau, das von 1828 bis 1945 der Familie von Maercker gehörte. Das zwei­stöckige Gutshaus hatte Carl E. L. von Lorck in seiner Übersicht über die ost- und westpreußischen Landschlösser als einen „sehr reinen, ein­fachen Bau“ gekennzeichnet und daran den schönen Mittelvorbau und den klassischen Giebel hervorgehoben. – Dieses Haus war längere Zeit dem allmählichen Verfall preisgegeben. Seit einigen Jahren aber ist daraus, einem rechten Phoenix vergleichbar, ein attraktives Hotel geworden, das einen Besuch lohnt.

Reisende, die zum ersten Male ihr Quartier in Rohlau erreichen wollen, werden vermutlich, nachdem sie die Autobahn verlassen haben, von einer leichten Unruhe ergriffen werden. Auf schmalen Straßen werden sie nach dem Ende von Warlubien entlang von Wiesen und Feldern durch ländliche Einsamkeit geleitet ;  die nur wenigen, bisweilen baufäl­ligen Häuser lassen Zweifel aufkommen, ob dies nun tatsächlich der rechte Weg sein könne. Doch dann, unver­mittelt, öffnet sich nach einer weiteren Abbiegung eine fast märchen­hafte Aussicht auf das Ziel. Prächtig liegt es da in seinem strah­lenden Weiß, das Hanza Pałac. Wen mag es verwundern, dass Hochzeits­paare dieses Haus gerne für ein unver­gess­liches Fest nutzen und es erst recht als Kulisse für ein stimmungs­volles Erinne­rungs­fotos schätzen ?

Nachdem das Auto auf dem großzü­gigen Parkplatz unter Bäumen abgestellt ist, führt eine hochherr­schaft­liche Treppe hinauf ins Hotel, und der Empfang dort ist ausnehmend freundlich. Wohlfühlen darf sich der Gast in den komfor­tabel einge­rich­teten, licht­durch­flu­teten Zimmern, in denen länger zu verweilen auch die Möglichkeit einlädt, Tees und Kaffee selbst zuzube­reiten. (Sofern man die eigenen Räumlich­keiten aller­dings über einen Aufzug erreichen möchte, wäre dies nur im modernen Anbau des Hotels möglich.) Ist Gesel­ligkeit gewünscht, finden sich in den weitläu­figen Innen­räumen gemüt­liche Ecken und Nischen. Zum Tages­aus­klang lohnt sich der Besuch im Winter­garten des Restau­rants – mit Blick auf den stimmungs­vollen Abend­himmel über dem Park ;  bei Kerzen­schein kann sich der Gast verwöhnen lassen. Das kulina­rische Angebot ist erlesen, regionale Spezia­li­täten werden bevorzugt, und die Geträn­ke­emp­feh­lungen sind stimmig.

Am Morgen erwartet den Gast das üppige Frühstücks­büffet mit vielfäl­tigen Angeboten, darunter schmack­hafte Salate und Pasteten. Daran vermag man sich sowohl zu stärken als auch zu laben. Eine erste Idee für die Tages­planung wird zugleich quasi mit serviert : Vom Frühstücks­tisch aus – der in einem zugestan­de­ner­maßen etwas nüchternen Raum steht – schaut man direkt in das noble Schwimmbad des Wellness-Bereichs, in dem ein fachkun­diges Personal für diverse, heilsamer Entspannung dienende Behand­lungs­weisen wirbt.

Eine andere Möglichkeit eröffnet sich, wenn der umlie­gende Park mit seinen vielfäl­tigen Attrak­tionen erkundet wird. Dort ist – einfühlsam – mit einem Strei­chelzoo auch an die jüngsten Gäste des Hauses gedacht worden ;  Kletterer können auf vielfäl­tigen Baum-Parcours auf ihre Kosten kommen. Erst recht aber verlocken verträumte Wege dazu, durch das Anwesen zu flanieren, idyllische Blicke auf sich wirken zu lassen oder auf einer lauschigen Bank innezu­halten. – Nicht zuletzt aber empfiehlt es sich, auch alsbald das Umland mit seinen Natur­schön­heiten und Sehens­wür­dig­keiten für sich zu erobern :  Spazierwege führen in und durch das unmit­telbar benach­barte Waldgebiet mit der „Rohlauer Schweiz“, auf einer Fahrrad-Route ist Graudenz zu besuchen, Schwetz liegt in erreich­barer Nähe, und vor allem bestätigt sich rasch die Selbst­be­schreibung des Hotels, das sich treffend als „Tor zur Tucheler Heide“ bezeichnet.

Ursula Enke