Pauline Pohnke wurde 1883 in Grünhof bei Vitzlin im Kreis Neustadt in Westpreußen geboren. Sie war die Tochter eines katholischen Landarbeiterehepaares mit elf Kindern. Auf der Suche nach einer besseren Zukunft ging sie 1907 als junge Frau zusammen mit Bruder und Schwägerin von Zoppot nach Leverkusen-Wiesdorf. In den dortigen Farbenfabriken wurden Arbeitskräfte gesucht.
»Paulinchen«, wie sie in Wiesdorf nur genannt wurde, war lange Jahre Putzfrau im späteren Bayerwerk, arbeitete aber auch als Kuhmagd. Mit Kopftuch und Kittelschürze zog sie mit ihren Rindern auf die gepachteten Wiesen am Rhein. Sie besaß »Herz und Schnauze« und wurde durch ihre Eigenart im Laufe der Zeit zum »Wiesdorfer Original«. Ihre westpreußische Herkunft hat sie dabei nie verleugnet.
Sie war bis zu ihrem Tod immer lustig und vergnügt – konnte aber auch fürchterlich schimpfen, wenn übermütige Kinder manchmal ihre Kühe ins seichte Wasser am Rhein trieben.
Paulinchen hielt auch in der Zeit des Nationalsozialismus ihren Rücken gerade. Als man Milch in einer Sammelstelle für die SA abliefern musste, goss sie Wasser in die Sammelkanne. Die Manipulation mit der Milch blieb den SA-Männern nicht verborgen, und bei einer Befragung entgegnete sie trotzig: »Unsere gute Milch ist zu schade für euch!« Mit diesem einen Satz brachte sie ihre ganze ablehnende Haltung gegenüber dem NS-Regime zum Ausdruck.
Paulinchen Pohnke wurde stolze 96 Jahre alt und starb 1980. Bereits zwei Jahre nach ihrem Tode wurde ihr zu Ehren von der Leverkusener Bürgerschaft ein Denkmal in unmittelbarer Nähe der Wiesdorfer St. Antonius-Kirche errichtet.
Die hier abgebildete Bronzeskulptur, die sie als Kuhmagd zeigt, geriet 40 Jahre später ins Visier eines Räubers, dem es aber nicht gelang, sie von ihrem Fundament zu lösen. Eine Regionalzeitung wählte daraufhin die passende Artikelüberschrift: »Paulinchen aus Westpreußen blieb standhaft«.
Text und Foto: Burkhard Burau